Ausführung:
Die Disziplin ist ein Gesetz, welches wir überall in der Natur
vorfinden. Bei den Menichen ist sie am ausgeprägtesten und zeitigt
auch bei ihnen die schönsten Erfolge. Der Drang der Elchwargen
und Ohnmächtigen, sich an den Starken anzuschließen und dessen
Begierde, jene zu beherrschen, mögen wohl die ersten Grundlagen
zur Disziplin gewesen sein.
Tritt der junge Mann beim Militär ein, so bringt er schon die
ihm angeborene Disziplin mit. Es ist nun die vornehmste Pflicht
der Vorgesetzten, diese in die militärische Disziplin umzubilden; denn
diese hat ganz andere Ziele und zeitigt ganz andere Folgen. Es
müssen daher in dem jungen Rekruten Eigenschaften geweckt und
entwickelt werden, auf welche sich die militärische Disziplin aufbaut.
Die wichtigsten dieser Eigenschaften sind das Pflichtgefühl und die
Pchter üllung. Die Pflichten selbst findet der Soldat im Fahnen-
eide und in den Kriegsartikeln vorgezeichnet. gat er nun den Begriff
Disziplin erfaßt, so ist es die P abe der Vorgesetzten, diese zu
pflegen und zu erhalten. Das beste Mittel, die Disziplin einer
Truppe zu erhalten, ist das Exerzieren. Die Verantwortung dafür
trägt zuerst der Kompagniechef und dann die höheren Vorgesetzten.
Aber auch der Unterricht ist durch seine belehrenden Beispiele aus
der Kriegsgeschichte von Tapferkeit, Opfermut und treuer Pflicht-
erfüllung geeignet, die Begeisterung zu heben und die Disziplin zu
pflegen. Überhaupt ist jeder Dienstzweig dazu angetan, die Disziplin
zu fördern. Nicht zuletzt sind es auch die Strafen, die jeden ehr-
liebenden Soldaten — und das soll jeder sein — mahnen, seine
Pflicht zu tun.
Die Disziplin äußert sich im Frieden in Gehorsam, in Unter-
ordnung des eigenen Willens unter den eines Vorgesehten., in an-
ständigem Benehmen in und außer Dienst, in der Kameradschaft,
in der Vermeidung von Strafen, in der Strammheit des militärischen.
Grüßens und in jedem Dienst. Im Kriege kommen noch hinzu das
Ertragen von großen Strapazen, ohne zu murren, Selbstaufopferung
und rücksichtsvolles Benehmen gegen die Bewohner in Feindesland.
Was mit einer gutdisziplinierten Armee zu machen ist, zeigt uns
die Geschichte des preußischen Staates. Unsere großen Erfolge 1870
haben wir lediglich der eisernen Disziplin der Truppen zu verdanken.
Nur durch diese war es möglich, immer wieder den Sieg an die
beurfihersfahuen beften Fastunmenschlich waren die Anstrengungen,
die die 22. Division an der Loire zu ertragen hatte; aber sie hat
ausgehalten und war stets kampfbereit. Die Dissziplin hilft nicht
nur das Schwere ertragen, sie hilft auch, es leicht zu überwinden.
Schon das Gefühl „es muß sein“ gibt manchem Schwächling
einen Ruck, und bald ist getan, was eben noch so schwer erschien.
Somit wäre die Disziplin die Eigenschaft einer Armee, ohne
welche diese keine Erfolge erringen kann, und dennoch ebenso wichtig
wie diese selbst.
Wenn auch von gewissenlosen Parteien das Wort Disziplin mit
Kadavergehorsam übersetzt wird, so soll das einem guten Deutschen
den Glauben an die Disziplin und ihre staatenerhaltende Kraft nicht
rauben.