Ausführung:
Ein Rest des romantischen Mittelalters, und zwar jener
länzenden ttterspiele und Turniere, verkörpert sich in den heutigen
Spostfpielen und dem Turnen.
Als das Schießpulver und mit ihm das Gewehr dem Ritter-
wesen den Todessto ge. eben hatten, kamen auch die Ritterspiele
die nicht nur zur Belustigung, sondern auch zur Erhöhung der
Kriegstüchtigkeit dienten und von jedem einzelnen Kraft, Gewandt-
heit und Umsicht forderten, in Verfall. Nicht zuletzt räumte der
reißiglährige Krieg gründlich damit auf. Das deutsche Volk
brauchte lange Zeit, ehe es sich von den Folgen dieses traurigen
Krieges erholte. Eest die Erniedrigung Preußens im Anfang des
19. Jahrhunderts ließ jene große Zeit heranreifen, während benes
das Volk bewußt wurde, welche Kraft in ihm wohnte. Zu jener
Zeit war es auch, als Friedrich Ludwig Jahn, Lehrer in Berlin,
in der Hasenheide seine Turnanstalt eröffnete, um die Jugend durch
Leibesübungen kriegstüchtig zu machen. Er erdachte Turngeräte.
stellte Vorschriften auf und suchte seinen Gedanken durch Rede und
Schrift zu verbreiten. Er ist also mit Recht der Vater des
Turnens. Obgleich ihm der Staat später Schwierigkeiten machte,
ja, ihn sogar verurteilen ließ, wurde der Siegeslauf seines Werkes
nicht gehemmt. Verhältnismäßig spät wurde das Turnen nun auch
in der Armee ein Fführt und somit staatlich anerkannt. Der Zweck
des Turnens ist, durch die verschiedenen Leibesübungen eine gleich-
mäßige Entwicklung der Gliedmaßen zu erzielen, was durch die
tägliche einseitige Beschäftigung teilweise unmöglich ist, ferner Kraft,
Mut und Selbstgefühl zu haben. Der Nutzen des Turnens ergibt
sich daraus von selbst. Durch das Turnen werden Glieder,
Muskeln und Sehnen gestärkt, das Auge wird sicherer. ja, das
anze Auftreten des Turners ist ein stolzes und siegesbewußtes.
iese Eigenschaften haben für den einzelnen wie für das ganze
Volk hohen Wert. Sie heben das Vaterlandsgefühl und den
ittlichen Wert, sie fördern die Ausdauer in der Ertragung von
nstrengungen und steigern die Entschlußfähigkeit in Augenblicken
der Geshr Diesen Nutzen, den das Turnen im allgemeinen auf-
weist, bringt es für den Soldaten im besonderen. Dieser ist
berufen, Thron und Vaterland, Haus und Herd zu schützen, was er
aber nur bei Ausnutzung seiner ganzen körperlichen und geistigen
Kräfte vermag. Diese Kräfte zu pPpflegen und zu heben, ist das
Turnen in hohem Maße geeignet. Außerdem hat es für die Armee
noch einen anderen Wert. Ein guter Turner ist bald erkannt:
denn ein solcher wird sich nicht nur allein beim Turnen, sondern
auch in jedem andern Dienstzweige hervortun. Er wird für die
anderen Kameraden ein Vorbild sein und diese auch zur Nach-
eiferung anspornen. Außerdem wird er manche Diensterleichterung
haben, wie er überhaupt die anstrengungen des Dienstes leichter er-
tragen wird. Ferner wird er sich bei seinen Vorgesetzten beliebt machen
und zu Ehrendiensten und Auszeichnungen herangezogen werden.
s ist darum sehr zu wünschen, daß das Turnen noch mehr in
der Armee gepflegt wird. Zu begrüßen ist es, daß auch die Lust an
Hortlichen eranstaltungen in der Armee eine rege ist und auch
iesem Zweige des Turnens mehr und mehr gehuldigt wird.