Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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Das Lazarett liegt am Rande des Reinhardswaldes und ist in 
40 Minuten vom Bahnhof zu erreichen. Es ist in weißem Kalkstein 
aufgeführt und mit schöner Gartenanlage umschlossen. Getrennt 
von ihm liegt die Lun enbeilstätte, die für zehn Kranke Raum hat 
und eine Musteranstalt it ie ist der Verwaltung des Lazarettes ange- 
gliedert. Den Kranken steht reichlich Raum zum Schlafen und Wohnen 
zur Verfügung, und weiße Steinfließen und weißgestrichene Wände 
erhöhen die Sauberkeit. Sie macht einen recht freundlichen Eindruck 
nders dagegen verhält es sich mit den Kranken. Zwar wird 
ihnen die beste Pflege und Fürsorge zuteil; das tröstet diese aber 
selten über das Hoffnungslose ihrer Lage hinweg. Es ist werr 
erfreulich, daß der größte Teil dieser Armsten wieder hergestellt 
wird und bei vernünftigem Lebenswandel oft ein hohes Alter 
erreichen kann; doch ist das Hinsiechen jener Unheilbaren ein schmerz- 
licher Anblick und erinnert immer an die eigene gefahrvolle Lage. 
Die Herren Arzte bieten ja alles auf, und alle Errungenschaften auf 
dem Gebiete zur Bekämpfung der menschenmordenden Tuberkulose 
werden angewandt, um den Krankheitserreger unschädlich zu machen. 
Durch gute Kost, viel Ruhe, frische Luft und Einspritzung sucht man 
dies zu erreichen. Viele schöne Erfolge sind zu verzeichnen, und die 
Militärverwaltung sichert sich den Dank der Genesenden. Trotz 
dem Ernst der Lage herrscht aber unter den Kranken immer frohe 
Stimmung, da gibt es immer Kameraden, die die Kopfhänger auf- 
muntern, und oft hallt es wider von lustigen Liedern und 
schallendem Gelächter. Ohne Furcht, wie in der lacht, wird dem 
Tode ins Auge geschaut, und wenn er sich einstellt, da wird ihm 
ohne Murren gefolgt. Schöne Pflichten hat hier die Kameradschaft, 
denn oft müssen sich die Kranken gegenseitig aufheitern und die 
Verzagenden trösten. Glücklich sind allerdings die zu nennen, denen 
die Kur Besserung oder gar Heilung bringt. Freudigen Herzens 
und mit neuem Lebensmut versehen, wenden sie dieser orhalle des 
Todes den Rücken, um zu ihren Lieben zurückzueilen. Doch wird 
auch mancher als ungeheilt entlassen. !4 
Hiermit, Herr Lehrer, habe ich Ihnen kurz die Eindrücke, die 
ieh in der kurzen Zeit meines Hierseins gewonnen habe, geschildert. 
eine fortschreitende Besserung läßt auch mich hoffen, gesund 
zurückzukehren, dies ist icht mein einziger Wunsch. 
In der Hoffnung, daß ich Ihnen mit dieser Schilderung eine 
Freude bereitet habe, grüßt Sie bestens Ihr L. 
BFür Tilitärmusiker. 
65. Die Entwicklung der Militärkapellen. 
Gedankengang: 
Die Musik ist die älteste und die am meisten gepflegte Kunst. 
Die Wirkung der Musik auf den Menschen. 
Schon im Altertum wurde die Musik bei verschiedenen Ge- 
legenheiten verwendet, hauptsächlich auch im Kriege. 
Die Militärkapellen im Mittelalter und in unserer Zeit und 
ihre allmäbllihe Entwickelung. 
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