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Das Lazarett liegt am Rande des Reinhardswaldes und ist in
40 Minuten vom Bahnhof zu erreichen. Es ist in weißem Kalkstein
aufgeführt und mit schöner Gartenanlage umschlossen. Getrennt
von ihm liegt die Lun enbeilstätte, die für zehn Kranke Raum hat
und eine Musteranstalt it ie ist der Verwaltung des Lazarettes ange-
gliedert. Den Kranken steht reichlich Raum zum Schlafen und Wohnen
zur Verfügung, und weiße Steinfließen und weißgestrichene Wände
erhöhen die Sauberkeit. Sie macht einen recht freundlichen Eindruck
nders dagegen verhält es sich mit den Kranken. Zwar wird
ihnen die beste Pflege und Fürsorge zuteil; das tröstet diese aber
selten über das Hoffnungslose ihrer Lage hinweg. Es ist werr
erfreulich, daß der größte Teil dieser Armsten wieder hergestellt
wird und bei vernünftigem Lebenswandel oft ein hohes Alter
erreichen kann; doch ist das Hinsiechen jener Unheilbaren ein schmerz-
licher Anblick und erinnert immer an die eigene gefahrvolle Lage.
Die Herren Arzte bieten ja alles auf, und alle Errungenschaften auf
dem Gebiete zur Bekämpfung der menschenmordenden Tuberkulose
werden angewandt, um den Krankheitserreger unschädlich zu machen.
Durch gute Kost, viel Ruhe, frische Luft und Einspritzung sucht man
dies zu erreichen. Viele schöne Erfolge sind zu verzeichnen, und die
Militärverwaltung sichert sich den Dank der Genesenden. Trotz
dem Ernst der Lage herrscht aber unter den Kranken immer frohe
Stimmung, da gibt es immer Kameraden, die die Kopfhänger auf-
muntern, und oft hallt es wider von lustigen Liedern und
schallendem Gelächter. Ohne Furcht, wie in der lacht, wird dem
Tode ins Auge geschaut, und wenn er sich einstellt, da wird ihm
ohne Murren gefolgt. Schöne Pflichten hat hier die Kameradschaft,
denn oft müssen sich die Kranken gegenseitig aufheitern und die
Verzagenden trösten. Glücklich sind allerdings die zu nennen, denen
die Kur Besserung oder gar Heilung bringt. Freudigen Herzens
und mit neuem Lebensmut versehen, wenden sie dieser orhalle des
Todes den Rücken, um zu ihren Lieben zurückzueilen. Doch wird
auch mancher als ungeheilt entlassen. !4
Hiermit, Herr Lehrer, habe ich Ihnen kurz die Eindrücke, die
ieh in der kurzen Zeit meines Hierseins gewonnen habe, geschildert.
eine fortschreitende Besserung läßt auch mich hoffen, gesund
zurückzukehren, dies ist icht mein einziger Wunsch.
In der Hoffnung, daß ich Ihnen mit dieser Schilderung eine
Freude bereitet habe, grüßt Sie bestens Ihr L.
BFür Tilitärmusiker.
65. Die Entwicklung der Militärkapellen.
Gedankengang:
Die Musik ist die älteste und die am meisten gepflegte Kunst.
Die Wirkung der Musik auf den Menschen.
Schon im Altertum wurde die Musik bei verschiedenen Ge-
legenheiten verwendet, hauptsächlich auch im Kriege.
Die Militärkapellen im Mittelalter und in unserer Zeit und
ihre allmäbllihe Entwickelung.
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