Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

sahen sie schüchtern zur Türe herein, aber nur so lange, bis w 
Lade nach 8 andern# in den Saal holten. Die Eltern kamen art 
teilweise, und wir amüsierten uns großartig bis in die Nacht 
hinein. Der Rückweg wurde mit etwas schwerem Kopf angetreten. 
ir gelangten alle glücklich an Bord und durften bis 10 Uhr 
morgens schlafen. Um 10 Uhr lichteten wir den Anker und fuhren 
mit schönem Wetter weiter dem Kap Skagen zu. Als wir aus der 
Howachter Bucht fuhren, hatten wir ziemlich wenig Wasser. Es 
wurde deshalb fortwährend „gelotet“, und dennoch liefen wir auf. 
Die Maschine arbeitete mit äußerster Kraft, die Besatzung lief von 
Backbord nach Steuerbord, aber alles war umsonst, wir saßen fest. 
Wir gebten das Notsignal, welches auch von der vorüberdampfenden 
S. M. S. „Gefion“ bemerkt wurde. S. M. S. „Gefion“ wollte 
uns abschleppen, hatte jedoch zu großen Tiefgang und konnte nicht 
in unsere Nähe kommen. Glücklicherweise kamen noch zwei Torpedo- 
boote, wir gaben denselben eine Stahltrosse über den Bug, und diese 
schleppten uns auch mit aller Kraft ab. Schaden hatten wir weiter 
nicht, und wir konnten daher unsere Reise fortsetzen. Wir dampften 
durch den großen Belt und hatten inzwischen Zeugflicken an Deck; 
im übrigen verlief die Zeit ohne etwas Bemerkenswertes. 
Den anderen Mittag umschifften wir Kap Skagen. Es war 
ziemlich windig, und bei verschiedenen stellte sich die Seekrankheit 
ein. Der Horizont verfinsterte sich mehr und mehr, der Wind fing 
an zu heulen, ghas Wasser bekam eine dunkle Farbe, und man sah 
von weitem, daß von den Wellen weiße Köpfe von einer zur anderen 
übersprangen. Wir wußten, daß dieses schlechtes Wetter bedeute. 
Es wurde deshalb an Bord alles noch einmal nachgesehen, ob alles 
fest „gezurrt und verstaut“ war. Das Schiff wurde hin= und her- 
geworfen was gerade bei unserem Schiff wegen seines hohen Ober- 
aues befördert wurde. Wir lagen schon einige Stunden in den Hänge- 
matten, als das Signal „Alle Mann“ gepfiffen wurde. Wir zogen uns 
notdürftig an und eilten an Deck. Hier kam eine Sturzsee nach der 
andern über, uns alle sofort durchweichend. Das untere Zwischen- 
deck stand schon unter Wasser, die Kleiderkisten schwammen umher, 
und der Proviant war gänzlich vernichtet. Es strömte immer mehr 
Wasser herein; denn der Wasserlug war undicht. Es wurden gleich 
sämtliche Pumpen „angeschlagen“, und wir hatten einen harten Kampf, 
das Wasser aus unserem Schiff zu entfernen. Wir arbeiteten bis 
zum andern Mittag an den Pumpen, und alles war zum Tode er- 
schöpft. Es wurde deshalb von Zeit zu Zeit Schnaps verabreicht, 
um uns mehr anzufeuern; es nützte aber alles nichts. Eine Sturz- 
seee nach der andern kam über unser Sch, alles mit sich reißend, 
was sich nicht festhielt und die unteren Schiffsräume mit Wasser 
füllend. Der Kommandant stand schon 6 Stunden auf der Kom- 
mandobrücke, seine Befehle erteilend, welche auch treu erfüllt wurden. 
Das Wetter wurde immer schlimmer, die See ging höher, 66 daß 
häufig die Schiffsschraube aus dem Wasser schlug. Der Hals der 
Segel war zerrissen; dieselben flatterten im Winde. Der Komman- 
dant sah ein, daß ein Weiterkommen unter diesen Umständen nicht 
möglich war, und wir drehten bei, d. h. wenn wir vorher den 
Wind etwas von der Seite hatten, drehten wir jetzt das Schiff so, 
daß es direkt in den Wind lief; die zweite Nacht war so unter an-
	        
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