Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

seeischen Ländern niedergelassen und teilweise wertvollen Besit 
erworben, während deutsches Kapital in großen Summen in aus- 
ländischen Unternehmungen angelegt ist. 
Unsern bedeutenden Ausfuhrhandel zu schützen, ist also zu 
Schutze einer großen Handelsflotte eine starke genz i 5 nötig. 
Sie ber den Zweck, Gut und Leben unserer deutschen Ansiedler in 
fremden Ländern zu schützen, deutsches Kapital zu sichern und deutsche 
Interessen im Auslande zu wahren. Der Deutsche muß sich in seiner 
neuen Heimat so sicher fühlen, wie im Vaterlande. 
Werden im Auslande die deutschen Interessen geschädigt, so 
genügt schon vielfach das Auftauchen eines deutschen Kriegsschiffes 
um dem deutschen Namen wieder Achtung zu verschaffen. Daß eine 
starke Kriegsflotte nötig ist, würde sich bei Ausbruch eines Krieges 
zeigen; denn alles auf der See schwimmende Gut gehört dem, der 
die See beherrscht. Durch einen unglücklichen Krieg würde der 
Handel unterbrochen und vernichtet sein, ein wirtschaftlicher Still. 
stand eintreten und ein unübersehbarer Ruin unausbleiblich werden. 
Aber nicht nur für den stetig wachsenden Seehandel ist eine 
starke Kriegsflotte nötig, sondern auch für unsere Kolonien. Die in 
den letzten Jahrzehnten erworbenen Besitzungen im Auslande sind 
zusammen fünfmal so groß wie das Deutsche Reich; sie können also 
Hunderttaufenden eine neue Heimat werden und cine sichere Existenz 
ieten. 
Das Deutsche Reich bedarf aber noch einer starken Kriegsflotte 
zum Schutze seiner heimatlichen Küsten, namentlich zum Schutze 
seiner Nordgrenze. Die Nord= und Ostsee bilden die Wege zum 
Weltmeere. Im Kriegsfalle kann der mit einer starken Flotte aus- 
erüstete Gegner von diesen Seiten aus Truppen auf deutschen 
Boden landen und mit Leichtigkeit jede Zufuhr von außen unmög- 
lich machen. Das hat uns so recht der Deutsch-Französische Krieg 
1870/71 gezeigt. Dieser wäre schnell zu Ende gewesen, wenn sich 
Frankreich nicht immer durch Zufuhr von Lebensmitteln, Kleidern 
und Waffen hätte versehen können. Unsere damals schwache Marine 
war der überlegenen französischen Kriegsflotte nicht gewachsen. Trotz 
der glänzendsten Siege unserer deutschen Heere konnte sich der Gegner 
immer wieder rüsten und uns neue Armeen entgegenstellen. 
Wie notwendig eine starke Seemacht ist, zeigen uns die letzten 
Kriege, namentlich der Russisch-Japanische Krieg 1904/5. Die stärkere 
und geübtere Kriegsflotte der Japaner brachte die Entscheidung. 
In einem künftigen Kriege wird eine starke und tüchtige Kriegs- 
flotte wesentlich zu einem glücklichen Ausgange beitragen. 
Trotzdem das Deutsche Reich schon große Opfer gebracht hat, 
eine seetüchtige Kriegsflotte zu schaffen, so muß es doch unablässig 
bestrebt sein, den Ausbau der Seemacht zu fördern. 
Dem Deutschen Flottenverein ist es zu danken, daß er immer 
mehr weite Volksschichten für die Marine zu begeistern versteht. 
Der eifrigste Förderer unserer Flotte aber ist unser regierender 
Kaiser. Sein weitschauender Blick hat schon lange erkannt, daß das 
Deutsche Reich die errungene Weltstellung nur dann behaupten kann, 
wenn dem tüchtigen Heere auch eine starke Kriegsflotte zur Seite steht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.