seeischen Ländern niedergelassen und teilweise wertvollen Besit
erworben, während deutsches Kapital in großen Summen in aus-
ländischen Unternehmungen angelegt ist.
Unsern bedeutenden Ausfuhrhandel zu schützen, ist also zu
Schutze einer großen Handelsflotte eine starke genz i 5 nötig.
Sie ber den Zweck, Gut und Leben unserer deutschen Ansiedler in
fremden Ländern zu schützen, deutsches Kapital zu sichern und deutsche
Interessen im Auslande zu wahren. Der Deutsche muß sich in seiner
neuen Heimat so sicher fühlen, wie im Vaterlande.
Werden im Auslande die deutschen Interessen geschädigt, so
genügt schon vielfach das Auftauchen eines deutschen Kriegsschiffes
um dem deutschen Namen wieder Achtung zu verschaffen. Daß eine
starke Kriegsflotte nötig ist, würde sich bei Ausbruch eines Krieges
zeigen; denn alles auf der See schwimmende Gut gehört dem, der
die See beherrscht. Durch einen unglücklichen Krieg würde der
Handel unterbrochen und vernichtet sein, ein wirtschaftlicher Still.
stand eintreten und ein unübersehbarer Ruin unausbleiblich werden.
Aber nicht nur für den stetig wachsenden Seehandel ist eine
starke Kriegsflotte nötig, sondern auch für unsere Kolonien. Die in
den letzten Jahrzehnten erworbenen Besitzungen im Auslande sind
zusammen fünfmal so groß wie das Deutsche Reich; sie können also
Hunderttaufenden eine neue Heimat werden und cine sichere Existenz
ieten.
Das Deutsche Reich bedarf aber noch einer starken Kriegsflotte
zum Schutze seiner heimatlichen Küsten, namentlich zum Schutze
seiner Nordgrenze. Die Nord= und Ostsee bilden die Wege zum
Weltmeere. Im Kriegsfalle kann der mit einer starken Flotte aus-
erüstete Gegner von diesen Seiten aus Truppen auf deutschen
Boden landen und mit Leichtigkeit jede Zufuhr von außen unmög-
lich machen. Das hat uns so recht der Deutsch-Französische Krieg
1870/71 gezeigt. Dieser wäre schnell zu Ende gewesen, wenn sich
Frankreich nicht immer durch Zufuhr von Lebensmitteln, Kleidern
und Waffen hätte versehen können. Unsere damals schwache Marine
war der überlegenen französischen Kriegsflotte nicht gewachsen. Trotz
der glänzendsten Siege unserer deutschen Heere konnte sich der Gegner
immer wieder rüsten und uns neue Armeen entgegenstellen.
Wie notwendig eine starke Seemacht ist, zeigen uns die letzten
Kriege, namentlich der Russisch-Japanische Krieg 1904/5. Die stärkere
und geübtere Kriegsflotte der Japaner brachte die Entscheidung.
In einem künftigen Kriege wird eine starke und tüchtige Kriegs-
flotte wesentlich zu einem glücklichen Ausgange beitragen.
Trotzdem das Deutsche Reich schon große Opfer gebracht hat,
eine seetüchtige Kriegsflotte zu schaffen, so muß es doch unablässig
bestrebt sein, den Ausbau der Seemacht zu fördern.
Dem Deutschen Flottenverein ist es zu danken, daß er immer
mehr weite Volksschichten für die Marine zu begeistern versteht.
Der eifrigste Förderer unserer Flotte aber ist unser regierender
Kaiser. Sein weitschauender Blick hat schon lange erkannt, daß das
Deutsche Reich die errungene Weltstellung nur dann behaupten kann,
wenn dem tüchtigen Heere auch eine starke Kriegsflotte zur Seite steht.