— 180 —
Unser Kaiser erkannte dies auch und sprach den Wunsch aus, daß
die deutsche Armee bald ein lenkbares Luftschiff besitzen möge. *
lenkbare Ballon ist berufen, im Kriege eine wichtige Rolle zu spielen
indem er große Kavalleriemassen vor dem eigentlichen Heere ersetzer
kann. Es kann dann nicht mehr vorkommen, wie 1870, daß die
Fühlung mit einer Armee vollständig verloren geht. Man zielte
deshalb auch in Deutschland darauf ab, ein lenkbares Luftfahrzeug
zu erbauen, das der Erkundung im Kriege gewidmet ist; erst in
zweiter Linie dachte man an das Auswerfen von Sprenggeschossen
in feindliche Abteilungen. Ein derartiges Fahrzeug kann auch von
Artilleriegeschossen nur sehr schwer getroffen werden, da es kaum
möglich ist, die Entfernung nach der Höhe zu schätzen. Auf An-
regung des Kaisers bildete # in Berlin die Motorluftschiff-Studien-
gesellschaft. Heute ist des Kaisers Wunsch schon in Erfüllung ge-
gangen, denn fast über Nacht überraschte uns das deutsche Luft.
schifferbataillon mit einem lenkbaren Motorballon, dessen Versuche
seine Brauchbarkeit außer Zweifel stellten und einen Dämpfer auf
die Begeisterung Frankreichs bildeten, das uns anfangs in dieser
Sache voraus war. Auch Graf Zeppelins Versuche auf dem
Bodensee waren von Erfolg gekrönt.
Die bisher konstruierten lenkbaren Ballons werden eingeteilt in
die starre Form (Zeppelin), die halbstarre (der englische Ballon
Lebaudy und der Ballon des deutschen Kustschisserbataillons und
die unstarre Form (Parseval). Welchem von diesen die Zukunft
gehört, ist heute noch nicht zu entscheiden. Der Aufschwung in der
Wtorluftschifahrt war nur möglich durch die Fortschritte in der
Automobiltechnik. Sie hat uns erst gelehrt, Motore bis zu 200 Pferde-
krästen zu verwenden, ohne die Dimensionen des Luftballons ins
Ungeheuerliche steigern zu müssen. Das Flugschiff des Grafen
Zeppelin ist als ein Meisterwerk der Technik zu bezeichnen und ist
vielleicht berufen, das Luftschiff des Verkehrs zu werden, da es
infolge seiner enormen Größe („Z. 3“ 136 Meter lang) zum Tragen
vieler Personen befähigt ist. Es hat die Form eines Zylinders
(Zigarre), besitzt ein Gerippe aus Aluminium und besteht aus 17
voneinander unabhängigen Einzel-„Ballons"“. Die Teilung in Einzel-
kammern verleiht mehr Sicherheit. Würde z. B. ein feindliches
Geschoß eine solche Kammer vernichten, so sänke das Luftschiff des-
halb noch nicht und könnte in Sicherheit gebracht werden. Die
gelbe Hülle, die sich um den Ballon befindet, dient nicht zur Auf-
nahme des Gases, sondern schließt nur das Gerippe von außen ab.
Das erforderliche Gas wird bei dem neuerbauten Luftschiff „Z. 3“
in 17 Luftballons aufgenommen, die in dem Gerippe untergebracht
sind. Diese Anordnung ist sehr vorteilhaft, da bei Verletzung durch
ein Geschoß nur ein geringer Teil des Gases entweichen kann und
die Bewegungsfähigkeit des Fahrzeuges somit erhalten bleibt. Beim
halbstarren oder unstarren System ist das ausgeschlossen und ein
Sturz aus der Höhe unvermeidlich. In je eine der beiden Gondeln
ist ein Motor eingebaut, der ein Propellerpaar in Bewegung setzt.
Bei dem Zeppelinschen astschift haben diese Propeller infolge des
starren Systems den günstigsten Platz, sie liegen in der Widerstands-
mittellinie an beiden Seiten. Die Schrägstellung in vertikaler
Richtung des Fahrzeugs wird erreicht durch Drachen vorn und