von. Trifft den Freund ein Mißgeschick, so ist er teilnehmend und
sieht es so an, als wenn es ihm widerfahren wäre. Er läßt es aber
bei der bloßen Teilnahme nicht bewenden, sondern ist zu jeder
Hilfe, zu jedem Opfer bereit, soweit seine Kräfte reichen. Eine
Haupttugend eines wahren Freundes z endlich die Treue. Hat er
eine Verpflichtung übernommen, so erfüllt er sie pünktlich und ge-
wissenhaft, auch wenn er darunter zu leiden hätte.
Daß die wahre Freundschaft einen hohen Wert hat, leuchtet ein,
und das Sprichwort sagt darum: „Ein treuer Freund ist Goldes
wert." Ein Leben ohne Freundschaft ist bde und freudeleer. Erst
durch diese wird das Leben verschönert. Trifft dich ein Unglück, so
findest du bei deinem Freunde Trost, der deinem Herzen wohl
tut; oder erfreut dich ein Glück, so sucht er es noch zu erhöhen.
Das bezeugt das Sprichwort: „Geteilter Schmerz ist halber Schmerz:
geteilte Freude ist doppelte Freude.“ Wahre Freundschaft aber hat
noch einen höheren Wert. JFeder edle Mensch strebt nach Vervoll-
kommnung. Der Freund sucht dieselbe zu befördern, indem er zum
guten ermuntert und auf die Fehler aufmerksam macht. Beides ist
nötig, weil man einerseits leicht lässig wird, andererseits gegen seine
Fehler oft blind ist. *
Bei der Wahl der Freunde ist die größte Vorsicht nötig; denn
es gibt auch falsche Freunde. Darum prüfe erst die Person, mit
welcher du einen Freundschaftsbund schließen willst. Das angenehme
Außere, die schönen Worte eines Menschen bestechen wohl und
nehmen dich für ihn ein; aber das darf der Grund nicht sein, ihn
als Freund zu wählen. Das Herz allein ist bestimmend; darum
siehe nur auf dieses, und hast du ein ehrliches, treues Herz gefunden,
so halte es fest.
113. Der Frühling.
Ausführung:
Das Leben auf der Wiese.
Das Leben auf dem Felde.
Das Leben im Walde.
Einfluß des Frühlings auf den Menschen.
Gedankengang:
Wenn im Monat März die lauen Südwinde wehen, dann hat
das Regiment des Winters ein Ende. Die Schneemassen, die er
aufgehäuft hat, schmelzen, schwellen Bäche und Flüsse und netzen
Fel 5 und Gärten. Und nun zeigt sich überall das Schaffen des
Frühlings.
Auf den Wiesen sprossen nickende Schneeglöckchen und wohl-
riechende Veilchen. Fleißige Bienen summen umher, Mücken und
Fliegen sonnen sich an der warmen Mauer des Gartenhauses, und
langsame Schnecken kleben wieder ihr Haus an den Baumstamm.
Heiterer Himmel überwölbt das saftig grüne Feld; liebliche
Luft umspielt den Wanderer, und hoch oben in der Luft singt die
Lerche, einer der ersten Boten des Frühlings, ihren Jubelgesang.
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*