Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Je unfreundlicher es in der schlechten Jahreszeit draußen ist 
desto behaglicher ist es den Menschen in ihren Häusern. Der Winter 
zieht den häuslichen Kreis enger zusammen, wozu schon Ofen und 
Licht Gelegenheit bieten, und befördert die Geselligkeit. In den 
langen Winterabenden wird gemeinschaftlich gearbeitet und gelesen 
oder man unterhält sich mit Erzählungen, Gesprächen und Spielen 
Auch Gesellschaften finden sich zusammen; außerdem besucht man 
Konzerte und Bälle und an größeren Orten auch das Theater. Das 
schönste Familienfest ist die Christbescherung, auf welches si jung 
und alt, besonders aber die Kinder, schon lange vorher freuen 
Da zum Weihnachtsfeste jedes Mitglied der Familie mit Geschenken, 
die sorgfältig geheim gehalten werden, überrascht werden foll, so 
wächst die gespannte Erwartung mit der herannahenden Stunde 
Wenn endlich durch das abendliche Festgeläute oder durch eine 
Klingel das Zeichen gegeben wird, eilt alles durch die plötzlich 
geöffnete Tür in das mit dem helleuchtenden Christbaum und den 
auf den Tischen ausgebreiteten Geschenken geschmückte Zimmer, und 
bald verkünden Freude und Jubel die befriedigten oder übertroffenen 
Erwartungen. 
So hat denn der Winter auch seine Freuden, aber nicht in den 
Häusern allein; auch im Freien gibt es Vergnügen von mancherlei 
Art. Wo ein freier Platz ist, belustigen sich die Knaben damit, daß 
sie Schneeballen machen, Schneeschanzen bauen und Schneemänner 
aufstellen; auf schrägen Ebenen fährt man in kleinen Rodelschlitten. 
Auf Teichen, Flüssen oder überschwemmten Wiesen gibt es Eisbahnen 
für die Schlittschuhläufer, und wenn der Schnee zsst liegt, veran- 
staltet man Schlittenfahrten durch die Straßen oder nach benach- 
barten Orten, wobei die glatte Bahn, die rasche Fahrt und die 
geschmückten mit Schellen behangenen Pferde nicht wenig dazu bei- 
tragen, die Lust und Heiterkeit zu erhöhen. 
116. Das Gewitter. 
Gedankengang: 
I. Einleitung: Das Gewitter ist die fürchterlichste, zugleich aber 
prächtigste und wohltätigste Lufterscheinung. 
I]I. Ausführung: 
1. Die Ursache der Entstehung. (Luftelektrizität.) 
2. Die Erscheinungen in der Natur. (Vor dem Ausbruche, Sinken 
des Barometers, schwüle Luft. Federwolken, dunkle Haufen— 
wolken, lebhafter Wind; während desselben Blitz, Donner, 
Regen und zuweilen auch Hagel.) 
II!. Die Folgen. (Das Gewitter erquickt Pflanzen, Tiere und 
Menschen, die Schwüle der Luft verschwindet, die schädlichen 
Dünste werden gereinigt, das Atmen ist leichter.) 
Ausführung: 
Unter allen Lufterscheinungen ist das Gewitter die fürchterlichste, 
aber auch zugleich prächtigste und wohltätigste. 
Das Gewitter entsteht dadurch, daß sich die in einer Wolte 
angesammelte Luftelektrizität entladet. Gewöhnlich geht der Bildung 
des Gewitters ein langsames aber anhaltendes Sinken des Barb
	        
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