Menschen dem scheidenden Winter fröhliche Feste feiern: dann
kommt die Zeit, in welcher wir den großen Meister bei seinem
eheimnisvollen Wirken in seiner Werkstatt Natur beobachten können.
Es beginnt das Erwachen in der Natur!
Nvch unter der Herrschaft des Winters, kaum, daß es die Sonne
Crreicht, die schneidende Kälte des Winters etwas zu mildern, da
beginnt es sich auch schon in dem Schoß der Mutter Erde zu regen.
Schon unter der schützenden Schneedecke sprossen die ersten Triebe und
schicken sich an, den Menschen den nahenden Frühling zu verkünden.
Der Haselstrauch öffnet seine Kätzchen, und bald folgt ihm die Weide,
deren Samtschäfchen erst die rechte Frühlingsstimmung mitbringen.
Ist aber erst aller Schnee verschwunden und die Sonne hat ihre
Herrschaft angetreten, dann beginnt ein Sprießen, Treiben und
Blühen in der Natur, daß sich unser Auge nicht satt sehen kann.
Mit den ersten Knospen stellen sich auch noch andere Vorboten
des Frühlings ein. So erscheinen bald unsere gefiederten Sänger,
die den Winter in wärmeren Lonen zubringen und nun wieder zu
uns zurückkehren. Zuerst kehrt der Star zurück. Oft liegt bei seinem
Erscheinen noch Schnee; aber alle Welt kreut Aih an seinem weniger
schönen, aber um so hoffnungsreicheren Gezwitscher. Bald erscheinen
auch die andern Sänger der Lüfte und erfüllen die Luft mit ihren
schmetternden Weisen. ·
Aber auch die kleinen Lebewesen unserer Breite, jene zarten
Geschöpfe, die Insekten, die während des rauhen Winters in sicherem,
geschütztem Versteck verborgen waren, sie kommen hervor, nützen den
ersten Sonnenstrahl und die erste Blüte aus, um sich nach langem
Minterschlaf zu stärken.
Nicht zuletzt ist es der Mensch, der das Erwachen der Natur
wahrnimmt. Kaum hat er das schöne Deihnachteset hinter sich,
da bemächtigt sich seiner ein Sehnen nach dem Frühling und ein
Hoffen auf schöne Tage. Mit dem ersten Sonnenstrahl eilt er hinaus,
um den an Zimmerluft und Ofenwärme gewöhnten Körper in frischer
Frühlingsluft zu baden. Der Gärtner und Landmann beginnt seine
fürsorgende Tätigkeit in Garten und Feld, indem sie die Pflanzen
von ihren schützenden Hüllen befreien. Der Städter bemächtigt sich
eine Wanderlust; sie eilen hinaus in den Wald oder auf sonnige
Höhen, um die reine und erwachende Natur zu genießen. Aber noch
durch ein anderes Ereignis wird der Mensch an das Erwachen der
Natur erinnert, es ist das Osterfest, das Fest der Auferstehung.
Gleichwie Christus den Menschen die frohe Botschaft von der
Auferstehung brachte, so erinnert uns die Natur an diesen Tagen an ein
neubeginnendes Leben und an ein Wiedererwachen nach dem Tode.
So zeigt sich allenthalben das Erwachen der Natur. Der ober-
flächliche Mensch nimmt es als etwas Selbstverständliches hin und
nur der, tiefer fühlende wird bei all diesen Wundern zum Nachdenken
angeregt.
122. Ein Frühlingsausflug in den Wald.
Gedankengang:
I. Einleitung: Sobald die Natur erwacht, zieht es den Menschen
hinaus ins Freie.
13“