Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

3415 vom Grafen Heinrich von Henneberg. Schreckliches hat es im 
Kreißigjährigen Kriege, im Bauernkrieg, im Siebenjährigen Kriege 
uud 1806 — 1813 durchgemacht. Auch wurde es von großen 
Überschwemmungen, Feuersbrünsten und verheerenden Krankheiten 
heimgesucht. Du siehst, die Leiden meines Heimatsortes waren 
roß, aber es hat auch prunkvolle Tage gesehen. Doch davon werde 
ich Dir an Ort und Stelle erzählen. 6 * m- 
Ich hoffe, daß Du durch diese Zeilen einen kleinen Einblick in 
die hiesigen Verzültnese getan hast und infolge dessen nicht als 
Fremder hier erscheinen wirst. » 
Indem ich Dir und Deiner Familie alles Gute wünsche, grüßt 
Sich herzlich dein Freund 
arl. 
c) Huflätze gelchichtlichen und geographischen Inhalts. 
124. Die deutschen Kaiserkrönungen der vorigen Jahr- 
hunderte im Gegensatz zur Proklamierung des jetzigen deutschen 
Kaisertums. 
Gedankengang: 
J. Einleitung: Die deutsche Kaiserkrönung voriger Jahrhunderte 
im Gegensatz zur jetzigen Proklamation des deutschen Kaisers. 
II. Die pomphafte Krönung Josephs II. zum Deutschen Kaiser am 
3. April 1764. 
[I1. Die einfache Proklamierung des Königs Wilhelm zum Deutschen 
Kaiser am 18. Januar 1871. 
([V. Schluß: Die Form ist geblieben. Früher fehlte aber die edle 
Gesinnung des Volkes und der Fürsten. 
Ausführung: 
Wie verschieden die deutsche Kaiserkrönung voriger Jahrhunderte 
gegen die jetzige Proklamation des Deutschen Kaisers ist, zeigt uns 
die Krönung Josephs II. im Gegensatz zur Proklamation Wilhelms I. 
Der Krönungstag Josephs II. war der 3. April 1764. Zuerft 
brachten die Herren von Aachen und Nüruberg, unter dem Geläute 
der Glocken, die Reichskleinodien nach dem Dome; dann begaben 
sich die drei geistlichen Kurfürsten in den Dom. Nach Uberreichung 
der Insignien (Ehrenzeichen) an Kur-Mainz wurden Krone und Schwert 
sogleich nach dem kaiserlichen Quartier gebracht. Der Erbmarschall 
schwang sich auf sein Pferd, und unter dem Geläute aller Glocken 
folgten ihm zu Pferde die Gesandten nach dem kaiserlichen Quartier 
in noch größerer Pracht als am Wahltage. Der Kaiser erschien in 
romansischer Kleidung, zur Linken etwas hinter ihm sein Sohn in 
spanischer Tracht, langsam auf prächtig geschmückten Pferden reitend; 
so ging der Zug in den Dom. Dort waren unendliche Zeremonten 
vorzenommen, welche die Salbung, die Krönung, den Ritterschla 
vorbereiteten und begleiteten. Von dem Dome aus ging der Weg pa•h 
dem Markte, von woher ein ungestümes Vivat erscholl aus tausen
	        
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