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Er sollte jedoch die goldenen Früchte seines Sieges nicht
genießen. Der Kaiser, welcher auf die wachsende Macht Branden-
burgs eifersüchtig war, schloß den Frieden zu Nymwegen und zu
St. Germain, durch den Brandenburg das eroberte Land wieder
zurückgeben mußte. . «-
Die letzten Regierungsjahre widmete der Kurfürst friedlicher
kätigkeit. ·
Tater hinterließ bei seinem Tode 1688 ein gut geschultes Heer,
wohlgeordnete Staatsverhältnisse und blühende Provinzen.
* Nachwelt gab ihm den Beinamen der Große, denn er war
der Schöpfer der jetzigen Größe und Macht Preußens.
Der Name Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, wird in
goldenen Buchstaben in der Geschichte Preußens fortleuchten, und
ehrende Denkmäler sind ihm erstanden.
129. Der 18. Jannuar 1871.
Die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches.
Gedankengang:
1. Gefangennahme Napoleons. Kapitulation von Sedan.
2. Kampf mit der Republik Frankreich.
3. Belagerung von Paris.
4. Verlegung des Hauptquartiers nach Verseilles.
5. Proklamierung König Wilhelms zum Deutschen Kaiser
im Schlosse.
àa) Abordnungen der Truppen mit Fahnen und Standarten.
b) Versammlung der im Felde anwesenden deutschen Fürsten.
c) Annahme der Kaiserkrone.
d) Verlesung der Proklamation an das ganze deutsche Volk.
e) Das erste Hoch auf den Deutschen Kaiser.
!) Der Jubel des deutschen Volkes.
Ausführung:
Als die Nachricht von der Gefangennahme Napoleons und der
Kapitulation von Sedan sich in Deutschland verbreitete, durchbrauste
endloser Jubel unser Vaterland. Konnte man doch nicht anders
denken, als daß der Krieg nun ein Ende haben würde. Aber darin
täuschte man sich. Denn das französische Volk erklärte seinen Kaiser
für abgesetzt, und aus dem Kaiserreiche wurde eine Republik. An
die Spitze des Volkes traten Männer, die das Gelübde taten, den
Krieg fortzusetzen, bis sie den verhaßten Feind von dem geheiligten
Boden Frankreichs vertrieben hätten. Alle waffenfähigen Männer
wurden aufgerufen, ihr Vaterland zu verteidigen. Es blieb also den
deutschen Truppen nichts übrig als weiter zu marschieren und zur
Belagerung der Hauptstadt Paris zu schreiten. Bald legte sich ein
eiserner Ring um die Riesenstadt; vergeblich versuchten die Französ en,
ihn durch häufige Ausfälle zu sprengen. Der König hatte sein Haupt-
quartier in Versailles aufgeschlagen. Hier, in dem Schlosse
Ludwigs XIV., des gottlosen Fürsten, dessen ganzes Sinnen
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