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Ausführung:
Kaiser Friedrich III., geboren am 18. Oktober 1831, war der
einzige Sohn Kaiser Wilhelms I., des Großen. Die hohen Eltern
sorgten dafür, daß der heranwachsende Prinz eine gediegene Schul-
bildung genoß. Als er die erforderliche Reife besaß, bezog er die
bihrersitgt Bonn, um zu studieren. u seinen Professoren - örte
auch der Dichter der Freiheitslieder, Ernst Moritz Arndt. Auf den
Wunsch des Vaters nahm der Jüngling auch an dem frohen Treiben
der Studenten teil. Rach- beendeter Studienzeit trat er wieder in
den früher begonnenen Militärdienst zurück und unternahm hierauf
eine Reise nach Italien, um die Kunstschätze dieses Landes kennen
zu lernen.
zn lespeter verlobte er sich auf dem Schlosse Balmoral in Schottland
mit der englischen Königstochter Viktoria und Ws sich im
Jahre 1858 in London mit derselben. Große Freude herrschte im
Lande, als später dem hohen Paare, das in Berlin wohnte, der
erste Sohn, unser erlauchter Kaiser Wilhelm II., geboren wurde.
In der militärischen Laufbahn hat sich Kaiser Friedrich schon
als Kronprinz großen Ruhm erworben. Im Jahre 1864 nahm er
an dem Kriege gegen Dänemark teil, ohne ein selbständiges
Kommando zu führen; doch stand er wiederholt im Feuer. In dem
Kriege gegen Österreich 1866 führte er die zweite Armee und hatte
Schlesien zu decken. In der Schlacht bei Königgrätz war es der
Kronprinz, der die Entscheibung zugunsten der Preußen herbei-
führte. Nach dem furchtbaren Kampfe umarmte König Wilhelm
den Sohn, der dem Vater ehrerbietig die Hand küßte, und übergab
ihm den Orden pour le mérite. Im Kriege gegen Frankreich 1870—71
führte der Kronprinz die süddeutsche Armee und gewann durch
seine Liebenswürdigkeit die Herzen der süddeutschen Brüder. Bei
Weißenburg und Wörth erfocht er glänzende Siege über die
Franzosen und drückte mit feuchtem Auge manchem sterbenden
Krieger die Hand. Der König aber verlieh ihm das Eiserne Kreuz.
Bei Sedan stand er mit seinen Truppen im heißesten Kampfe und
ließ dem Könige um 4 Uhr nachmittags „großen Sieg“" melden.
Nach der Ubergabe von Metz verlieh ihm sein königlicher Vater die
Mürde eines Generalfeldmarschalls.
Kriegerische Ehren sind indes nie das Ziel von Friedrichs
Wünschen gewesen. Den Krieg liebte er nicht; er erschien ihm nur
dann als Notwendigkeit, wenn es galt, das Vaterland zu schützen
und zu verteidigen. Im Felde war Friedrich stets bestrebt, die
unvermeidlichen Übel des Krieges zu mildern. Daher erregte
sein Auftreten nicht nur die Begeisterung seiner Kampfgenossen,
sondern auch die Bewunderung seiner Seinde Viel trug der
Zauber der Persönlichkeit des Kronprinzen dazu bei, 1870 und 1871
die Herzen der unter seiner Leitung stehenden süddeutschen Mann-
schaften zu gewinnen, und seinem versöhnlichen Wesen gelang es auch
nach dem Kriege, das Einheitsbewußtsein zwischen Nord= und Süd-
deutschland zu fördern.
Auch die Wissenschaften und Künste haben in Kaiser Friedrich
einen großen Freund gehabt. Auf seinen vielen Reisen hatte er sich
reiche Kenntnisse angeeignet, und es war seine Fürsorge, den
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