133. Wilhelm Il. als Kaiser.
Gedankengang:
Sein Regierungsantritt.
Seine Friedensliebe.
Kaiser Wilhelm schützt das Ansehen des Reiches.
Seine Sorge für das Heer und die Marine.
Gründung von Kolonien.
Seine Sorge für die arbeitenden Volksklassen.
Seine Sorge für Kunst und Wissenschaft.
Sein Gottvertrauen.
Der Wunsch des Volkes.
Ausführung:
Wohl vorbereitet bestieg Wilhelm II. am 15. Juni des Jahres
[888 den Thron seiner Väter, einmütig von allen Fürsten des Reiches,
freudig vom ganzen deutschen Volke als Deutscher Kaiser begrüßt.
Erwartungsvoll waren die Augen des deutschen Volkes, ja von
ganz Europa, auf ihn gerichtet. Die Freude am Soldatentum, die
der ingendfische Monarch vor dem Volke zeigte, wurde von vielen
als ein Zeichen kriegerischen Sinnes ausgelegt. Ja, vorlaute Stimmen
kündeten bereits an, daß der junge, tatkräftige Herrscher so bald
wie möglich den Riesenkampf mit Frankreich und Rußland beginnen
werde, um sich einen unsterblichen Namen zu sichern. Wohl sprach
Kaiser Wilhelm II. sharst und unverhüllt aus, daß er es als seine
heiligste Pflicht ansehe, festzuhalten, was Deutschland 1870 mit dem
edlen Blute seiner Söhne erkämpft; wohl war er unermüdlich tätig,
die Wehrkraft des Reiches zu stärken; aber all seine Arbeit galt nur
der Erhaltung des Friedens. „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten
mit jedermann, soviel an mir liegt. Die Stärke des Heeres zu
Angriffskriegen zu benutzen, liegt meinem Herzen fern.“ Diese Worte
sprach Kaiser Wilhelm bei der Eröffnung des ersten Reichstages.
Vergebens warteten die Feinde auf Erschütterungen, die sie dem
deutschen Reiche bei dem schnellen Thronwechsel vorausgesagt hatten.
Bald nach dem Antritt seiner Regierung besuchte er den russischen
Kaiser, um die alten Freundschaftsbeziehungen aufrechtzuerhalten.
Daran schloß sich die Reise nach Schweden. Später besuchte er auch
die Königin von England, die Höfe in Wien und Rom, den König
von Griechenland und den Sultan, den Beherrscher der Türkei. Gewiß
haben alle diese Reisen zur Erhaltung des europäéischen Friedens
wesentlich beigetragen. Den deutschen Volksvertretern konnte Kaiser
Wilhelm verkünden: „Unsere Beziehungen zu allen fremden Regierungen
sind friedlich und meine Bemühungen unausgesetzt dahin gerichtet,
diesen Frieden zu befestigen.“ Mit aufrichtiger Freude vernahm
das deutsche Volk die Worte des Friedens, die wiederum zwischen
den Herrschern gewechselt wurden, und das Vertrauen zu Kaiser
ichelm im Reiche, wie im Auslande faßte gar bald feste Wurzeln.
Auch heute noch sucht er seinen Einfluß stets nur im Sinne des
Friedens geltend zu machen.
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