Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

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Temperatur im deutschen Vaterlande von Westen nach Osten hin 
abnimmt. Das Klima wird aber nicht allein durch die Luftwärme 
sondern auch durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft bedingt. Nach 
dieser Seite hin muß Deutschland als ein feuchtes Land bezeichnet 
werden. Es regnet zu allen Jahreszeiten. Die Luft ist bei uns 
so gefüllt mit Feuchtigkeit, daß kaum ein Tag vollkommen trocken 
genannt werden kann. Die Menge der Niederschläge, die als Regen 
chnee, Tau und Reif zur Erde fallen, ist nicht überall gleich. Der 
Westen ist reicher an Niederschlägen als der Osten, und die Gebirgs- 
gegenden reicher als die Ebenen. 
Deutschland hat einen Flächeninhalt von 540 778 qkm und 
65 Millionen Einwohner. Am dichtesten ist die Bevölkerung in den 
großen Industriebezirken, namentlich im rheinisch-westfälischen 
Kohlengebiete- in Sachsen und in einigen Teilen Schlesiens, ferner 
in der Oberrheinischen Tiefebene und im Neckartal. 
Während Deutschland in den ersten Jahrhunderten unserer 
Zeitrechnung fast ganz mit Wald bedeckt war, stehen heute mehr 
als ½⅜ seiner Bodenfläche (68 5) im Dienste der Landwirtschaft. 
Nur 26 & sind Waldland geblieben. Aber nicht nur durch Rodung 
der Wälder, auch durch Trockenlegung von Sümpfen, Verbesserung 
unfruchtbaren Bodens, durch Bewässerungsanlagen und Deichbauten 
ist viel ergiebiges Land gewonnen worden. Fast die Hälfte des 
deutschen Bodens (49 0) ist eigentliches Ackerland, 16 % sind Wiesen 
und Weiden, 3 5 werden als Garten- und Weinland benutzt. In- 
folge besserer Bewirtschaftung sind die Erträge bedeutend gestiegen. 
Angebaut werden Getreide, Hülsenfrüchte, Zuckerrüben, Kartoffeln, 
Hopfen, Tabak, Flachs, Hanf, Obst und Wein. Der Gartenbau wird 
in einigen Gegenden in großem Umfange betrieben, und die Vieh- 
zucht 1 in den letzten Jahrzehnten bedeutende Fortschritte gemacht. 
Obwohl der Waldbestand gegen früher sehr zurückgegangen ist, kann 
Deutschland auch heute noch als waldreiches Land beheichnet werden. 
Die Fischzucht und die Fischerei ist in Deutschland lange vernach- 
lässigt worden, hat aber in den letzten Jahrzehnten infolge der 
Bemühungen des Deutschen Fischereivereins und der Unterstützung 
der Regierung bedeutende Fortschritte gemacht. 
Deutschland hat reiche Bodenschätze, und der Vergbau ist ein 
alter, von jeher mit Vorliebe und Sorgfalt betriebener Berufszweig. 
In großen Mengen werden Kohlen, Eisen und Salz, doch auch viel 
Kupfer, Zink, Blei und Silber gewonnen. 
Früher bildete die Landwirtschaft die wichtigste Erwerbsquelle 
seiner Bewohner, jetzt ist Deutschland einer der ersten Industrie- 
staaten der Erde. Wie die Industrie, so hat seit Gründung des 
meuen Reiches auch der Handel und Verkehr in Deutschland einen 
gewaltigen Aufschwung genommen. Handel und Verkehr führen 
den Arbeitsstätten die Rohprodukte zu und tragen wiederum die 
Erzeugnisse des Gewerbfleißes in alle Welt hinaus, wie umgekehrt 
die Industrie dem Handel die Verkehrsmittel, Schiffe und Eisen- 
bahnen liefert. 
26 deutsche Staaten bilden das Deutsche Reich, nämlich: 4 König 
reiche, 6 Großherzogtümer, 5 Herzogtümer, 7 Fürstentümer, 3 Freie 
Städte und das Reichsland Elsaß-Lothringen.
	        
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