Reichtümer, so daß man mit dem Ausdrucke „Reichtümer des Krösus“
Päter unermeßliche Schätze überhaupt bezeichnete. Stolz auf den
Besitz dieser Güter, ergab er sich einer ausschweifenden Prachtliebe
und hielt sich für den Beglücktesten aller Sterblichen. Als einst
Solon, einer der sieben Weisen Griechenlands, an seinen Hof kam
zeigts er ihm alle seine Schätze und fragte ihn endlich, wen er für
en Glücklichsten aller Menschen hielte. Als dieser ihm einen Athener
Namens Tellus, und zwei Jünglinge, Cleobis und Biton, aus Argos,
nannte, fragte er ihn, warum er nicht ihn, den reichsten, unter die
Glücklichen rechne. Solon antwortete ihm hierauf: „Niemand ist
vor seinem Tode glücklich zu preisen“ und verfiel gänzlich der Un-
gnade des Krösus. Bald jedoch sollte jener die Wahrheit dieses
Ausspruches in ihrer ganzen Stärke an sich selbst erfahren. Sein
geliebter Sohn Atys wurde auf der Jagd durch den Jüngling
Adrastes aus Versehen getötet. Ihm blieb nur noch ein stummer Sohn
übrig. Dieser war wegen des Verlustes der Sprache ein Gegenstnd der
größten Trauer und verursachte ihm unsäglichen Schmerz. Er selbst aber
wurde von Cyrus, den er nach einer falschen Deutung des delphischen
Orakels angegriffen hatte, geschlagen und nach der Eroberung von
Sardes gefangen und zum Scheiterhaufen verurteilt. Eingedenk der
solonischen Ermahnung rief er in der größten Verzweiflung dreimal
„O Solon, Solon, Solon!“ Als Cyrus den Sinn dieses Ausrufs
erfuhr, wurde er dadurch so gerührt, daß er ihm Leben und Freiheit
schenkte. Er machte ihn zum steten Begleiter und Ratgeber auf
seinen Feldzügen und behandelte ihn außerordentlich mild.
Krösus ist daher ein lehrreiches Beispiel des Glückswechsels und
der Grundlosigkeit des menschlichen Vertrauens auf irdische Güter.
Es ergeht daher an jeden die Mahnung, im Glücke bescheiden
zu sein. Auch wenn es ihn bis zum Gipfel der menschlichen Höhe
getragen hat, ihn mit seinen holden Augen anlächelt, soll niemand
vergessen, daß das Unglück auf ihn lauert, wie der Feind vor einer
Feste, um beim Offnen der Tore einzudringen. Doch auch im Unglück
sollen wir ausharren wie ein Fels im Meer, der die Wogen, mit
denen ihn der Sturm peitscht, bricht. Und wie der Steuermann
getrost, auch im größten Unwetter sein Schiff regiert, so sollen auch
wir das unglück standhaft ertragen und nicht unter seiner Last ver-
zweifeln. ir sollen: „Im Glück uns mäßigen, im Sturm nicht
zagen, das Unvermeidliche mit Würde tragen.“
147. Aller guten Dinge sind drei.
Gedankengang:
I. Einleitung. Unsere deutsche Sprache ist reich an Sprichwörtern.
II. Ausführung.
1. Die Drei spielt eine nicht unbedeutende Rolle
àa) in der Religion,
b) in der Natur,
) bei allen Geschöpfen.