2, Weitere Bedeutung des Sprichwortes. Nachweis an Bei—
spielen.
3. Vergleich der Drei mit der Sieben, die aus drei und vier
zusammengesetzt ist.
III. Schluß. Aus dem Gesagten geht hervor, daß die Drei eine
wichtige Zahl ist.
Ausführung:
Jedes Volk hat seine Sprichwörter. Dies sind stehende Aus-
drücke, die ihrer Gestalt nach nicht geändert werden und uns stets
in derselben Form unter die Augen treten. Sie enthalten in kurzen
Worten einen wahren Ausspruch oder eine alstiche Lehre. Jede
Sprache ist reich damit begabt, namentlich aber ist es unsere deutsche
Sprache die eine Menge solcher Sprichwörter besitzt, und schon die
Kinder lallen mit ihrer noch unbeholfenen Zunge die heimischen
Klänge. Eeines der gebräuchlichsten und zugleich wertvollsten und
wahrsten ist:
hrf „Aller guten Dinge sind drei.“
Die Drei spielt zuerst eine nicht unbedeutende Rolle in der Reli—
gion, wo sie sich vielfach als sogenannte heilige Zahl zeigt. Denn
in der christlichen Religion ist es die Dreieinigkeit, zu der Tausende
von Sterblichen täglich ihre Augen erheben und ihren Dank stammeln,
deren Macht und Güte wir stündlich erfahren, und deren Herrlichkeit
wir anbeten. Auch schon im alten Testamente finden wir die Be-
deutung der Drei. Salomos Tempel war in drei Teile geteilt: in
den Vorhof, das Heilige und Allerheiligste. Drei Geräte befanden
sich im Allerheiligsten, drei Vorhänge waren es, die das Heilige
vom Allerheiligsten trennten. Bei der Geburt des Weltheilandes,
der den sündigen Menschen die schon lange gehoffte Vergebung der
Sünden brachte, kamen drei Könige, die in ihm den Messias er-
kannten, ihn anbeteten und mit der größten Verehrung ihre Ge-
schenke zu seinen Füßen legten. Ferner sind es drei Hauptkonfessio-
nen, denen die meisten Völker der gebildeten Welt angehören, die
alle dem Einen und Allmächtigen dienen. Doch auch in der Mytho-
logie des Altertums waren es drei Hauptgötter, denen die Völker
huldigten.
n Wir finden aber die Zahl Drei nicht nur im Kreise der Religion,
sondern wir kreffen sie vielmehr auf allen Gebieten der Natur. Wir
sehen zunächst, daß alle lebenden Geschöpfe in drei Hauptabteilungen
zerfallen. Der Mensch, der durch Geist und Vernunft sich an die
Spitze der ganzen Schöpfung stellt, der sich gleichsam alles untertan
macht; er ist das vollkommenste aller Wesen auf der Erde. Schon
tiefer als er, aber doch schon in eiuem gewissen Grade von Ausbildung
steht das Tier, das dem Menschen unterworfen ist. Und endlich
steht auf der niedrigsten Stufe die Pflanze. Alle Geschöpfe dieser
Erde sind drei Perioden unterworfen, deren keine ausbleibt, dem
Entstehen, Blühen und Vergehen. Jedes Ding bet drei Phasen,
nämlich Anfang, Mitte und Ende. Auch in der Musik, der Kunst
Apolls, finden wir den Dreiklang, der dieselbe verschönert. Ja,
auch überall im gemeinen Leben finden wir die Wahrheit des Sprich-
wortes. Denn wenn wir etwas noch so eifrig und mit noch größerem
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