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seinen großen Reichtum zur Au führu herrlicher Bauwerke und
erwarb sich dadurch einen unsterblichen Namen. Wenn jemand das
Geld in solcher Weise anzuwenden weiß und sich stets an die Worte
Luthers erinnert: „Geld und Gut haben, ist nicht Sünde; allein daß
du es nicht lassest deinen errn sein, sondern lasse es dir dienen und
sei du sein Herr,“ dann ist es ein guter Diener.
Aus dem Gesagten sollte man nun schließen, daß es überhaupt
ein großer Nutzen sei, Geld zu besitzen. Dem ist aber nicht so
denn Geld ist auch ein schlimmer Herr. Dies ist der Fall, wenn-
wie Luther davor warnt, das Geld uns hat, wenn nämlich das Geld
der Herr ist und wir die Sklaven sind; es gibt keine kläglichere
Knechtschaft; denn wenn es uns beherrscht, macht es uns ochmütig
und geizig, verleitet uns zu Verbrechen, indem wir unsere Mit-
menschen betrügen und uns bestechen lassen. Das letztere kommt
im menß lichen Leben sehr häufig vor. Hiervon macht, als Muster
eines edlen Charakters, der Athener Aristides eine Ausnahme.
Dieser übernahm zuerst das Schaßmeisteramt und für seine uneigen-
nützige Verwaltung zeugt am besten der Umstand, daß er bei seinem
Tode nicht einma sovker hinterließ, als seine Beerdigung kostete
lodaß ibnn seine dankbare Vaterstadt auf öffentliche Kosten be-
graben ließ.
Viele hängen so an ihrem Gelde, daß sie sich ohne dessen Besitz
unglücklich fühlen würden. Im Gleichnis vom reichen Jüngling
sehen wir, daß er sich nicht von seinem irdischen Besitze trennen
kann; bei ihm hat also das Geld einen höheren Wert als die Seligkeit.
Wen das Geld beherrscht, dem fehlt Ruhe und Frieden in der Seele,
sein HKers wird kalt und gefühllos.
er viel Geld hat, kann leicht ein Verschwender werden, und
dann verleitet es ihn zur Genußsucht, Unmäßigkeit und zur Befriedi-
ung seiner sinnlichen Lüste. Wenden wir unsere Aufmerksamkeit
en Römern zu! Sie lebten in den ältesten Zeiten sehr einfach.
Als Geld wurden lange Zeit Kupferstücke ohne Gepräge benutzt, und
erst nach Beendigung des zweiten punischen Krieges kamen Gold-
münzen auf. So lange diese Sitteneinfalt blieb, blieb auch des
Römers unwiderstehliche Kraft und Festigkeit. Als aber durch die
Eroberungen ungeheure Summen nach Rom flossen, wuchs mit dem
Reichtum die Üppigkeit und mit der Uppigkeit die Verderbtheit.
So hatte Pompejus bei dem Könige von Kappadocien 15 Millionen
Mark stehen; die Güter des Krassus waren 30 Millionen wert, die
des Leutulus fast noch einmal soviel. Der Aufwand einzelner
Bürger ging über alle Beschreibung. Man braucht nur an die
Mahlzeiten des Lucullus zu denken, welche ja sprichwörtlich geworden
sind. So war mit dem Reichtum Luxus und Verderbtheit der
Sitten eingetreten.
Aus dem Geschilderten geht hervor, daß alles darauf ankommt,
wie unser Herz zum Gelde steht. Wir sollen das Geld haben, nicht
das Geld uns! Wenn es uns dient, kann es uns die besten Dienste
leisten. Andernfalls aber hat es schon viel Unheil angerichtet.
Leider ist das Geld in der Welt mehr Herr als Knecht; denn
ein anderes Sprichwort sagt: „Geld regiert die Welt.“ Es ist aber
besser, wenn wir nicht zu hohen Wert auf das Geld legen, weil es
andere Güter gibt, die höher zu achten sind.