150. Frisch gewagt ist halb gewonnen.
Gedankengang:
1. Einleitung: Betrachte jedes Sprichwort von allen Seiten, und
nimm es nie wörtlich.
II. Ausführung:
A. Wollen wir etwas wagen, so müssen wir uns die Frage
vorlegen: Kann man es wagen?
1. Wodurch sollen wir uns bestimmen lassen, etwas zu wagen
oder nicht zu wagen?
a) Prüfe deine Kräfte, ob sie ausreichen oder nicht,
b) wenn du dich zum Wagen entschlossen hast, so überlege
und erwäge, wie du die Sache anzugreifen hast,
Jc) erkenne die günstige Zeit und benutze die rechten
Umstände, die dir helfen können,
d) habe Ausdauer, d. h. führe zum glücklichen Ende,
was du einmal angefangen hast.
. Was ist nötig, wenn man wagen muß?
1. Die Hauptsache ist ein frischer Mut.
2. Darum sei mutig, das wird das Beste sein und sichert am
ersten das Gelingen.
C. Ist aber das Gegenteil der Fall, bist du
a) unschlüssig,
b) fängst nie an oder
Jc) bereust gleich wieder, was du getan hast, dann wird
nichts gelingen; denn schlecht gewagt, ist ganz verloren!
III. Schluß: Wer etwas wagen will, der überlege und handle dann
mutig und entschlossen.
Ausführung:
Jedes Sprichwort kann man mit einer Münze vergleichen.
Man muß es wie diese erst von der einen und dann von der andern
Seite betrachten. Wenn man dieses Sprichwort wörtlich nimmt,
so wäre frisch gewagt auch halb verloren. Damit stimmt überein,
daß man auch sagt: Wagen gewinnt, wagen verliert.
Will man etwas wagen, so muß man sich fragen: Was soll
den Ausschlag geben? und wodurch soll man sich bestimmen lassen,
etwas zu wagen oder nicht zu wagen? Durch das „halb gewonnen“
ist schon das Bedenken angeregt, daß man doch nicht gans sicher
gewinnen kann. Das tih agen sichert nicht immer den ganzen
rfolg. Das rasche Zugreifen setzt nicht voraus, daß man auch zum
letzten Ziele gelangen muß. Mit dem Wagen kann also ebensogut
etwas gewonnen, als verloren gehen. Wagt man also etwas, so
beginnt man ein Werk, über dessen Ausgang man keine Sicherheit
hat. Will man sicher gewinnen, so muß man voraus seine Kräfte
prüfen, ob sie zu einer Unternehmung ausreichen oder nicht. Hat
man sich dann entschlossen, Adie Sache anzugreifen, so muß man