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ch wohl überlegen, wie man das Werk anzufassen hat. t di
ge chehen, so darf man Zeit und Umstände. die zu desiese
Förderung und Vollendung günstig sind, nicht außer acht lassen
Wenn dies alles vorausgegangen ist, dann erst kann man mit Be-
sonnenheit und Bescheidenheit durchführen, was man einmal an-
gefangen hat. Mit dem dann gewonnenen Erfolge soll man
zufrieden sein. Bescheidene Ansprüche und ein bescheidenes Ver-
halten führen sicherer zum Ziel als Unersättlichkeit und Anmaßung
durch welche der beste Plan noch zuletzt scheitern kann. Viele
Menschen fangen ohne Uberlegung etwas an und müssen dann do
zuletzt einsehen, daß alle ihre Mühe eine vergebliche war, nichts
gewonnen, sondern alles verloren ist. So mietet z. B. ein junger
Kaufmann einen großen Laden, wendet alles auf und scheut weder
Mühe noch Kosten, damit sein Geschäft nach außen einen guten
Eindruck macht. Nach einiger Zeit muß er aber sehen, daß seine
Mühe und Arbeit eine vergebliche gewesen und sein Geld verloren
ist. Wie kam das? Er hatte nicht erwogen, daß die Lage sich
durchaus nicht eignete. Er hatte nicht an das verwandte Sprichwort
gedacht: Erst wäg's, dann wag's. Zu seinem Leidwesen erfuhr er
die Wahrheit eines anderen Sprichwortes: Durch Schaden wird
man klug. Ebenso erging es dem Kaiser Napoleon III. im Jahre 1870.
Er glaubte auch: Frisch gewagt ist halb gewonnen und wagte den
Angriff. Da er aber die Kräfte seines Landes gegen die des Gegners
nicht gewogen hatte, unterlag er. Anders war es mit den Heer-
führern der deutschen Armee. Diese kannten ihre Kräfte, hatten
schon vorher überlegt, wie sie alles anzufassen hatten, griffen mit
frischem tute an und setzten den Krieg fort bis das Ziel erreicht
und der Erfolg ein sicherer war. Schiller zeigt uns in seinem
„Tell“, wie die Verschworenen auf dem Rütli lange und sorgsam
ihr Werk berieten. Nachdem sie alles erwogen hatten, wagten sie
das Werk, schüttelten das Joch der Vögte von sich und befreiten ihr
hartbedrücktes Vaterland. Also auf mutiges und unverzagtes Ent-
schließen und Festhalten kommt es an, wenn du gewinnen willst.
Das Sprichwort ist nicht auf jede Arbeit und jedes Unter-
nehmen anzuwenden, sondern nur auf solches, das gewagt sein
will, das also mit Schwierigkeiten, Hindernissen und Gefahren
verbunden ist. Was hat man in solchen Fällen zu tun? Handelt
es sich z. B. darum, ein Kind aus den Fluten oder aus einem
brennenden Hause zu retten, dann ist ein frischer Mut das Beste.
Ebenso ist es, wenn es gilt, dem im Sturm andringenden Feinde
die Brust entgegenzuwerfen. Hier heißt es: nicht lange besinnen,
sondern mutig zugreifen und helfen, wo es notwendig ist. Muß
man ein schweres und langwieriges Werk durchführen, so überlege
man nicht zu lange, wenn einmal etwas gewagt werden muß.
Hier ist nicht mehr von Unternehmungen und Plänen die Rede,
sondern von der Notwendigkeit, die kein Schwanken und Uberlegen
zuläßt. Ein frischer Mut ist dann die Hauptsache, denn: Frisch
gewagt ist halb gewonnen. In solchen Dingen sei man also mutig;
das wird das Beste sein und sichert am ersten das Gelingen.
Wer aber in solchen Lebenslagen lensschlossen ist, nie anfängt,
oder das Werk wieder aufgibt, weil er zu ängstlich ist, dem wird
nichts gelingen. Ebenso wird es demjenigen ergehen, der wankel-