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Kein Meister wird geboren, ist auch noch keiner vom Himmel
efallen, sondern jeder muß selbst von früh auf durch Fleiß und
Kusdauer sich fortgesetzt weiter ausbilden, um es zum Meister zu
ingen.
bringes ist Pflicht der Eltern, die Kinder von Jugend an zum Fleiß
und zur Strebsamkeit zu erziehen und für das spätere Leben vor-
unhisden: denn das Kind ist am leichtesten dazu geeignet, alles schnell
aufzufassen und zu lernen.
Was in der Jugend versäumt wird, ist später schwer nachzuholen;
denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Wohl
jeder Mens hat in seiner Jugend eine besondere Zuneigung zu
irgend einem Berufe; der eine wählt ein Handwerk, während der
andere sich geistigen Studien mit Vorliebe widmet, der eine schwärmt
für die Musik, ein anderer wieder für das Militär.
Jeder Mensch, ja oft sogar ein vorher wenig begabter, kann in
seinem Berufe zum Meister werden, wenn er Lust und Liebe zeigt
und früh anfängt, sich Kenntnisse und Vorteile anzueignen.
ehrreiche Beispiele liefert uns das tägliche Leben in Überfluß.
Nehmen wir einen Turner oder Schwimmer an. Durch das
Turnen und Schwimmen in der Jugend wird der Körper gewandt
und gestählt, und durch fortgesetzte fleißige Übungen wird endlich
die Relsterschaft erreicht.
Auch ein Athlet kann sich nur durch fortgesetzte Kraftübungen,
die schon in den Kinderjahren beginnen und immer mehr gesteigert
werden, zur Vollkommenheit ausbilden. Die Muskeln werden immer
kräftiger, und mit der Zeit erreicht er staunenswerte Leistungen.
Der Musiker fängt mit kleinen Übungen an und kann es durch
Fleiß und Ausdauer zum großen Musikkünstler bringen.
Ein glänzendes Beispiel liefert uns auch der griechische Gelehrte
Demosthenes.
Durch eine schwache Stimme war Demosthenes als Redner wenig
veranlagt, außerdem hatte er die üble Gewohnheit, beim Reden mit
den Achseln zu zucken, wodurch er oft verspottet wurde. Durch
anstrengende Ubungen wußte Demosthenes diese Fehler zu beseitigen.
Durch das öftere Besteigen von Bergen dehnte er seine Lunge aus,
und durch lautes Rufen kräftigte er seine Stimmorgane, so daß er
bald als tüchtiger Redner auftreten konnte. Zur Beseitigung des
Ichselzuckens hing er über seinen Schultern Schwerter auf, und
sobald er diese beim Reden berührte, wurde er auf seinen Fehler
aufmerksam gemacht. Durch diese andauernden Ubungen bildete sich
Demosthenes zum berühmtesten Redner seiner Zeit aus.
Auch der Militäranwärter sollte stets an das Sprichwort denken.
Will er später auf eine bessere Lebensstellung Anspruch machen, so
muß er schon frühzeitig anfangen und sich in seinen Mußestunden
vorbereiten und weiter ausbilden; bei gutem Willen und großer
Ausdauer wird der Erfolg nicht ausbleiben.
Wir sehen aus diesen Beispielen, wie nötig es ist, früh anzufangen
mit den Ubungen, um es zum Meister zu bringen; denn „ohne Fleiß
kein Preis.“
Auch Schiller sagt in dem Lied von der Glocke sehr treffend:
„Arbeit ist des Bürgers Zierde; Segen ist der Mühe Preis; ehrt
den König seine Würde; ehret uns der Hände Fleiß.“