2. Die Gründe, aus welchen man sich in eine Gefahr begeben
kann — Pflicht, Not, Frevel.
3. Behauptung des Sprichwortes. — Widerlegung, Rechtfertigung.
4. Sinn des Sprichwortes.
5. Warnung.
Ausführung:
Gefahren gibt es genug im Leben, Gefahren des Leibes und der
Seele.
Du gehst fröhlich deines Weges, eine giftige Fliege sticht dich,
und deine Gesundheit, ja dein Leben schwebt in Gefahr. Dein Herz,
deine Seele kann verderbt werden, wenn du in unreiner Gesellschaft
dich befindest; denn böse Geschwätze verderben gute Sitten. In
dichen Fällen ist ein Gut des Leibes oder der Seele bedroht.
Eine Gefahr ist demnach eine Lage des Lebens, in welcher ein Gut
des Leibes oder der Seele Schaden erleiden kann.
Dem Sprichworte nach kann man sich auch in solche begeben.
Die Gründe hierzu sind verschieden.
Der Arzt besucht einen Cholerakranken. Er kann den An-
seckungssiof in sich aufnehmen und der Krankheit selbst erliegen.
Der Soldat geht in die Schlacht und weiß nicht, ob er wieder
zesung zurück *# Beide, Arzt und Soldat, müssen sich in Gefahr
egeben aus Pflicht.
-P Der Schiffbrüchige sucht sich durch Schwimmen zu retten. Er
begibt sich aus einer Gefahr in die andere, und zwar aus Not.
Wenn aber ein Reiter zwischen den Windmühlenflügeln, die im
Gange sind, hindurchreiten will, so ist das Frevel.
Hab Sprichwort behauptet nun, daß derjenige, der sich in Gefahr be-
gibt, auch darin umkomme. Diese Behauptung ann widerlegt werden.
Der Arzt ersüllt seine Pflicht auch bei der größten Gefahr, und
die ansteckende Krankheit haftet nicht an ihm. Der Soldat bleibt
auch im dichtesten Kugelregen unversehrt. Der brabe Mann, der
die Zöllnerfamilie rettete, vollendete sein Werk, ohne Schaden
enommen zu haben. Diese Beispiele beweisen, daß nicht alle, die
sch in Gefahr begeben, auch darin umkommen.
Freilich gibt es auch Fälle, bei denen die Gefahr einen unglück-
lichen Ausgang nimmt. Diese kommen meistens bei solchen vor,
die sich aus Frevel in eine Gefahr begeben, und auf diese findet das
Sprichwort seine volle Anwendung.
Der wahre Sinn desselben ist darum: Wer sich aus Frevel in
eine Gefahr begibt, kann darin leicht umkommen oder doch wenigstens
Schaden erleiden.
In diesem Sinne liegt nun aber auch die Warnung, sich nicht
ohne Beruf oder Pflicht in eine Gefahr zu begeben.
156. Morgenstunde hat Gold im Munde.
Gedankengang:
I. Einleitung: Die Sprichwörter nach Inhalt und Form.
II. Ausführung:
1. Erklärung des bildlichen Ausdruckes.