Ausführung:
Diese goldenen Worte hat uns der unvergeßliche Dichter Schiller
in dem Lied von der Glocke zum Vorbild gegeben. Ermahnend und
belehrend sollen uns diese Worte zur Arbeit und zum Fleiß anspornen.
Sie versprechen gleichzeitig als Lohn für fleißige Arbeit den Segen
Gottes, welcher in ohlstand und Ehre besteht. Der Mensch ist
nicht geboren, die Hände in den Schoß zu legen, sondern sich durch
Fleiß und Arbeit ehrlich durch die Welt zu schlagen, damit er im
Staate ein nützliches Mitglied werde. Die Arbeit gereicht jedem
Menschen zur Zierde, und jeder einzelne, ob reich oder arm, hoch
oder niedrig, hat sich der Arbeit zu widmen, entweder geistig oder
körperlich. Ein musterhaftes Beispiel gibt uns Friedrich der Große
durch die Worte: „Ich bin des Staates erster Diener.“ Er benutzte
jede Minute seines Lebens zur Arbeit. Ebenso war Kaiser Wihelm I.
seinem Volke ein Vorbild treuer PFlichterfüllung Selbst auf seinem
Sterbebette wollte er nichts von Schonung wissen; denn er sprach
die bedeutungsvollen Worte: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein!“
Wer regelmäßig seine Arbeit tut, wird sich wohl dabei fühlen
und weniger Ausschweifungen und Versuchungen anheimfallen. Auch
auf das körperliche Wohlbefinden übt die Arbeit großen Einfluß aus.
Durch regelmäßige Arbeit wird der Körper gestählt und zur größten
Vollkommenheit entwickelt. Arbeit gibt frohen Lebensmut und macht
einen regelrechten Appetit. Ein bekanntes Sprichwort sagt: „Wer
fleißig seine Arbeit tut, dem schmeckt auch seine Suppe gut.“ Wer
fleißig und strebsam ist, wird sein gutes Auskommen haben, zu
Pohlstand und Ansehen gelangen, und Not und Nahrungssorgen
werden n fernbleiben. Durch regelmäßige Arbeit bleibt der
Mensch gesittet und gerät nicht so leicht auf böse Wege. Zum Gegen—
satz ruft uns ein Sprichwort warnend zu: „Müßiggang ist aller Laster
Anfang.“ Nehmen wir ein Beispiel aus dem täglichen Leben. Ein
früher brauchbarer Mensch gerät in böse Gesellschaft und findet
Gefallen am Nichtstun. Die Arbeit wird ihm ein Dorn im Auge,
er ergibt sich dem Trunk und fühlt sich nur wohl im Kreise gleich-
esinnter, heruntergekommener Gesellen, in dumpfen und verrufenen
Kokalen. Da er durch die Arbeit keine Zerstreuung hat, sinkt er
immer tiefer, sinnt nur Böses und fällt dem Laster in die ausge-
breiteten Arme. Um sein Leben zu fristen, wird er schließlich noch
zum Dieb und endigt im Gefängnis oder Zuchthaus. Ein beredtes
Zeugnis, wie Arbeitslosigkeit und Faulheit zum Laster führen, geben
uns die vielen auf den Landstraßen umhertreibenden Bettler und
Landstreicher. Auch für diese Menschen hat der Staat durch Er-
ziehungs= und Arbeitshäuser gesorgt und viele werden wieder zur
Arbeit und zu einem ordentlichen Lebenswandel erzogen und so auf
den rechten Weg zurückgebracht. Durch arbeitssame und fleißige
Untertanen wird der Staat erhalten, während faule und arbeits-
schene Menschen sich selbst und den Staat nur schädigen.
Darum mache es sich jedermann zur Pflicht, die Arbeit als eine
schöne Zierde anzusehen und zur Erhaltung des eigenen Daseins,
sowie des ganzen Staates seine vollen Kräfte einzusetzen. Ein
leuchtendes Vorbild sei und stets Schillers weiser Spruch: „Arbeit
ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis, ehrt den König
seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß.“