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164. Steter Tropfen höhlt den Stein.
Gedankengang:
I. Einleitung: Mahnung. Sinnerklärung.
II. Ausführung:
1. Worterklärung. Steter Tropfen. Ursache.
2. Beweis: In der Natur (Biene), Land, Garten, Weinberg.
a) Instrumente.
b) Im Leben.
c) Geschichte.
3. Warnung vor Verschwendung.
III. Schluß: Mahnung.
Ausführung:
Die deutsche Sprache ist reich an lehrreichen Sprichwörtern
welche uns ermahnend und warnend mit Rat und Tat zur Seite
stehen. Sie enthalten Summen von Lebensweisheiten und sprechen
meistens Wahrheiten aus, die Jahrtausende alt sind. Ein secher
Sprichwort haben wir auch im vorstehenden Thema.
Es will uns sagen, daß der Stein, auch wenn er sehr hart ist,
durch stete Tropfen, welche fortgesetzt auf dieselbe Stelle fallen, mit
der Zeit ausgehöhlt wird. Ahnliche Beispiele finden wir noch reichlich
in der Natur. Betrachten wir uns die Biene näher. Aus Blüten-
staub, welchen die Biene an den Beinen fortträgt, baut sie sich durch
steten fortgesetzten Fleiß ihre Zellen. Nun beginnt sie, dieselben mit
Honig zu fürken, den sie aus den Blütenkelchen saugt, bis nach und
nach sämtliche Zellen gefüllt sind. Ruch ein ödes Land, Garten oder
Weinberg kann durch stetes Graben, Düngen und Bearbeiten zum
fruchtbaren Paradies umgewandelt werden. Das härteste Instrument
oder Handwerkszeug wird durch steten Gebrauch abgenutzt und
schließlich ganz unbrauchbar.
Sehr treffend läßt sich das Sprichwort auch auf das menschliche
Leben brptresten Maucher auch der weniger begabte Mensch, 7*
es durch fortgesetzten Fleiß und durch Ubungen schon zu hervorragenden
Leistungen gebracht. Der Grieche Demosthenes überwand mit großer
Ausdauer und Willensstärke die sich ihm entgegenstellenden Linderniße
und wurde ein berühmter Redner des Altertums. Auch die Durch-
bohrung des Simplontunnels zeigt uns, was menschliche Ausdauer
vermag. Sollte aber trotz aller Anstrengung sich der erwartete Erfolg
nicht sogleich einstellen, dann darf der Mensch nicht verzagen, sondern
er muß mutig geinem Ziele zustreben, denn „auf einen Hieb fällt kein
Baum.“ Nach vielen Mißerfolgen wird er dann sicherlich den
verdienten Lohn finden.
Betrachten wir einen Menschen, der mit irdischen Gütern reich
gesegnet ist und in Uberfluß leben kann. Durch fortgesetzte
Verschwendung wird das größte Vermögen stetig weniger und der
vorher in Saus und Braus Lebende wird zuletzt ein armer Mann,
der schließlich noch auf die Mildtätigkeit seiner Mitmenschen
angewiesen ist.