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Straßburg war und ist auch heute noch infenge seiner
guten Lage die Handelsmetropole (Hauptsitz) des ganzen
Oberrheins.
(II. Schluß. Beide sind deutsche Städte geblieben.
Ausführung:
Straßburg und Nürnberg waren beide freie Reichsstädte und
bedeutende Handelsstädte; denn alle Künste und Gewerbe hatten
ihre Haupt itze daselbst; beide waren schon zur Zeit der Römer vor-
handen. Beide Städte haben geistig hervorragende Männer beher-
bergt; jedoch ist Nürnberg diejenige Stadt, welche große Talente
nicht nur 6 ar und fesselte, sondern auch fremde Talente an sich zu
ziehen wußte.
gen kahbür, als sehr starke Festung, war schon im Mittelalter
mit großen Bollwerken versehen und berühmt durch seine gewaltige
Artillerie. Es liegt an der Ill, ½ Stunde westlich von dem herr-
lichen Rheinstrom. Ursprünglich war die Stadt deutsch bis zum
Dreißigjährigen Kriege; dann wurde sie unter Ludwig XIV. von
seinem General Montclas erobert im dahre 1681, indem er eines
Tages Militär einmarschieren ließ und sie zwang, französisch zu
werden. Sie ist auch französisch geblieben bis zum 28. September
1870, an welchem Tage sie von den Deutschen wieder zurückerobert
wurde. Nürnberg war der Sitz der ehemaligen Burggrafen von
Nürnberg; sie ist somit die Wiege des neuen deutschen Kaiser-
geschlechtes. "
Während Straßburg in Handel und Gewerbe nicht so bedeutend
wie Nürnberg ist, so hat erstere in wissenschasthicher Beziehung mehr
eleistet. Die Universität wurde im 17. Jahrhundert gegründet,
Kapoleon löste sie aber auf und erhob sie zur Akademie; im Jahre
1872 aber nahm sie ihre frühere Stelle wieder ein. Unter den be-
rühmten Männern, welche aus dieser vochschule hervorgegangen sind,
ist Gottfried von Kleber zu nennen. Kleber lebte zu Anfang des
13. Jahrhunderts und dichtete „Tristan und Isolde“. Außerdem ist
noch zu erwähnen Spoostan Brant; derselbe war ein berühmter
Stadtschreiber von Straßburg, lebte von 1459—1521 und ist der
Verfasser des berühmten Reimgedichtes: „Das Narrenschiff“, ein
satyrisch-humoristisches Werk, das eine Zusammenstellung der Lächer-
lichkeiten und Gebrechen der damaligen Zeit enthält. Auch Hans
Michael Nostberofer hatte in Straßburg seine Stätte; in seinen
Schriften legte er sich den Namen Philander von Sittenwald bei.
Er lebte im 17. Jahrhundert und beschrieb die damaligen Zeitfehler.
Auch war Johann Geiler von Kaisersberg ein berühmter Kanzel-
redner, welcher im Jahre 1510 in Straßburg gestorben ist. Ferner
gehört noch hirrher feffel, ein Sagenschreiber voll von kerniger
aune. Dem Elsaß verdanken wir einen Erneuerer des inneren
religiösen Lebens, den Dr. Philipp Jakob Spener, welcher zu Rap-
poltsweiler im Elsaß im Jahre 1635 geboren wurde und sein erstes
geistliches Amt in Straßburg verwaltete.
Eins hat freilich die Stadt Nürnberg, voraus, indem sie der
Mittelpunkt und zugleich die hohe Schule des Meistergesanges war:
ihr Glück ward von jedem Dichter seit Hans Rosenblüt, einem der
ersten Meistersänger, gepriesen. Nürnberg wurde von Aneas Sylvius,