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Aneas dem späteren Papst Pius II., beschrieben, welcher am Ende des
15. Jahrhunderts lebte und Geschichtsschreiber des Kaisers Friedrich III
war. Die hohe Meisterschule blieb durch mehr als 100 Jahre von
Rosenblüt und Folz bis auf Hans Sachs und Ayrer die Hauptwiege
des deutschen Schauspiels. Der berühmteste Meistersänger war Hans
Sachs (1494—1576); er hat 6000 verschiedene Piecen (Schriftstücke) her-
ausgegeben, und selbst Goethe bat folgendes Urteil über ihn ausge-
sprochen: „In Froschpfuhl all das Volk verdammt, das seinen
Meister je verkannt.“ Ferner hat Nürnberg innerhalb seiner Mauern
noch sehr tüchtige, hervorragende Männer beherbergt, zum Beispiel
den berühmten Maler Albrecht Dürer, welcher 1528 in Nürnberg
gestorben ist; dieser war ein Künstler in jeder Dzietung. nicht allein
daß er Maler war, sondern auch Bildhauer, Gießer, Schriftsetzer:
er war Hofmaler des Kaisers Maximilian I. Martin Behaim,
welcher ein bedeutender Geograpyh und Entkerkungerelender. besonders
in Afrika war; Peter Vischer, der bedeutende Erzgießer, und Michael
Kraft, der berühmte Bildhauer; sie alle trugen zur Hebung Nürn-
bergs mit bei. · ,
Straßburg bietet auch nicht solche befremdende Kontraste dar
wie Nürnberg; denn in ersterer herrscht der altdeutsche Baustil nur
vereinzelt, während in letzterer sich derselbe überall zeigt. In Nürn-
berg muß man staunen über die mächtigen Werke der Ziselier= und
Steinmetzkunst, über das Grab des heiligen Sebald, nach Dürers
Zeichnung von dem unsterblichen Vischer verfertigt, über das unnach-
ahmliche Sakramentshäuschen von Meister Kraft und über den
wunderschönen Brunnen auf dem Markte. Aber nicht allein in
Handel und Gewerbe ist Nürnberg eine der hervorragendsten Städte,
sondern auch in Mechanik und Erfindungen: hier sind die Taschen-
uhren, das Messing und die Windbüchsen erfunden worden. Straß-
burg dagegen hatte eine bessere Lage als Nürnberg, denn erstere war
der Kreuzungspunkt von der Seine nach der Donau, von Paris nach
Wien, dann zwischen Hamburg, Frankfurt, Basel, der Schweiz und
dem Rhonegebiete. Straßburg war in Beziehung auf den Handel
ein Mittelpunkt für einen umfassenden Bezirk; darum war sie auch
eine so gewaltige Festung und ist noch jetzt Handelsmetropole des
ganzen Oberrheins. Trotzdem führt keine Stadt dem Beschauer so
eindringlich die Wichtigkeit, den Wohlstand und die Blüte der deut-
schen, mittelalterlichen Städte vor Augen als Nürnberg, keine trägt
noch so entschieden das Gepräge des Mittelalters an sich.
So groß auch die Gegensätze dieser beiden Städte im ersten
Augenblicke sind, so ist ihnen doch das gemeinsam, daß sie beide
bedeutende Stützpunkte für die Macht des Deutschen Reiches waren.
Wenn auch Straßburg 200 Jahre unter französischer Herrschaft ge-
standen hat, so hat sie niemals aufgehört, eine deutsche Stadt zu sein.
167. Das Leben des Landmannes in den vier Jahreszeiten
gegenüber dem Städter.
Gedankengang:
I. Einleitung: Das Leben des Landmannes in den vier Jahres-
zeiten ist dem Städter gegenüber sehr verschieden.