Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Ausführung: 
Die Welt steht heute im Zeichen des Verkehrs! Am besten können 
wir uns davon überzeugen, wenn wir uns an einem herrlichen Mai- 
tage nach dem Bahnhofe einer Industriestadt begeben. Ist schon 
der Verkehr dort stets ein lebhafter, so steigert er sich an einem 
solchen Sonntagnachmittage bis zum Erdrücken. Unzählig ist die 
Menge, welche den Zug erwartet, der sie hinwegführen oll, hinweg 
aus dem Getriebe des werktäglichen Lebens. Rastlos ist das Stations- 
und Zugpersonal beschäftigt, um allen Wünschen gerecht zu werden. 
Doch schnell sind alle Schwierigkeiten beseitigt, jedes hat seinen Platz 
erhalten, und der Zug enteilt dem Weichbild der Stadt. " 
Blicken wir viele hundert Jahre zurück, so schen wir, wie unsere 
Vorfahren, mit einer Keule zum Schutze gegen wilde Tiere bewaffnet 
sich zu Fuß durch Urwald oder Morast einen Weg bahnen müssen, 
nur um den wenige Kilometer entfernt wohnenden Stammesver- 
wandten aufzusuchen. Erst später, zur Bronzezeit vielleicht, wurde 
der Wagen in seiner einfachsten Ausführung als Verkehrsmittel 
benutzt. Es wäre die Völkerwanderung ohne den Wagen wohl kaum 
möglich gewesen. Die Völker des Altertums benutzten den Wagen 
sogar während des Kampfes und auch beim Kampfspiel. Neben dem 
Wagen hat sich auch das Reisen zu Pferd, Esel, Kamel oder Elefant 
entwickelt. Während der Elefant heute noch der Beförderung der 
reichen Indier dient, hat sich auch das Kamel noch behauptet. In 
großen Zügen vereint, sehen wir es durch die Wüsten oder die 
Steppen cchreiten, schwere Lasten tragend und den Verkehr und 
Handel in diesen öden Gegenden aufrecht erhaltend. Auch der Esel 
dient noch der Beförderung von Personen oder Gütern, besonders 
in gebirgigen Gegenden; das Pferd dagegen ist nahezu gänzlich ver- 
drängt. Es hat den modernen Verkehrsmitteln Platz machen müssen. 
So tauchte am Ende des Mittelalters die Postkutsche auf, welche 
sich bis zum heutigen Tage erhalten hat. Die Wagenbaukunst ent- 
wickelte sich immer mehr, und es gingen aus den Werkstätten Wagen 
hervor, in welchen sich leicht mehrtägige Reisen unternehmen ließen. 
In der Mitte des letzten Jahrhunderts entwickelte sich der Eisen- 
bahnverkehr und hat sich zu ungeahnter Höhe aufgeschwungen. 
Dieses bequeme Beförderungsmittel bewegt täglich viele Millionen 
Nationalvermögen. Als Verkehrsmittel auf der Landstraße entwickelte 
sich neben der Eisenbahn das Fahrrad. Es bietet ganz bedeutende 
Vorteile, und hat sich namentlich die arbeitende Klasse dieses Ver- 
kehrsmittels bemächtigt. Für die begüterte Bevölkerung erschien 
am Ende des neun ehmen Jahrhunderts das Automobil auf dem 
Plane. Es ist bei dieser sehr beliebt, und eine große Zukunft steht 
ihm noch bevor. Durch diese großen Errungenschaften ist das Pferd 
als Reisemittel verdrängt. Für die Bewohner an Flüssen und Küsten 
war im Uranfang der Einbaum das ersie Beförderungsmittel. Erst 
später wurde das Ruderboot und noch später das Segelboot gebaut. 
Für das offene Meer wurden große Segelschiffe verwandt, welche 
schon große Fahrten erlaubten, wie wir an den Entdeckungsfahrten 
er Spanier und Portugiesen sehen. Mit der Erfindung und Nutz- 
barmachung der Dampfkraft trat auch in der Schiffahrt eine Wendung 
ein. So bieten unsere heutigen Ozeandampfer jedem Reisenden die
	        
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