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in der Luft ansteckenden und schlechten Dünste. Dadurch werden
Krankheiten verhindert oder können doch wenigstens nicht in so
hohem Grade auftreten. J
Aber die Winde reinigen nicht nur die Luft, sondern sie ernähren
auch alle lebenden und leblosen Wesen, indem sie den Regen herbei-
führen. In der Luft befinden sich eine Menge kleiner Bläschen,
welche durch die Verdunstung des Meeres in der Luft entstehen und
sich dann sammeln. Wenn es nun keinen Wind gäbe, so würden
iese Bläschen immer über dem Meere oder in der Nähe desselben
bleiben, und es würde daselbst fortwährend regnen. So aber treibt
der Wind diese vielen Bläschen, welche sich zu Wolken vereinigen,
fort nach allen Gegenden und Ländern, wo dann diese Wolken, die
sich nicht mehr in der Luft halten können, als Regen herabfallen.
So haben wir dem Winde zu verdanken, daß in den Ländern, in
denen kein Meer ist, wenigstens meistens keine Trockenheit herrscht,
und so die Pflanzenwelt, die doch den Menschen überall sehr erfreut,
erhalten wird.
Aber die Winde erhalten die Pflanzen nicht nur durch den Regen,
den sie herbeiführen, sondern sie befördern auch ihre Vermehrung.
Wenn die Blumen blühen, so treibt der Wind den Blütenstaub von
einer Pflanze zur andern und befruchtet sie so, wonach sie dann
Früchte bringen. Aber nicht nur auf diesem Wege befördert der
Wind die Vermehrung der Pflanzen, sondern auch noch auf andere
Weise. Er verbreitet nämlich den Samen weiter von einem Ort
zum andern und zerstreut ihn weit weg. So ist nachgewiesen, daß
die Winde den Samen der Pflanzen über den Atlantischen Ozean
führen. Man vermutet sogar, daß in Südamerika Pflanzen sind,
deren Same aus Asien durch die Winde dorthin verstreut ist. Ein
deutlicher Beweis dafür, daß die Winde den Samen weit fortführen,
ist, daß die in der Südsee vor einiger Zeit entstandenen Inseln,
welche ganz kahle Felsen waren, jetzt ziemlich stark mit Pflanzen
angefüllt sind. 41
Aber auch in betreff der Temperatur gewähren die Winde einen
großen Nutzen. Wenn der Wind nicht wäre, so würde in den Ländern,
wo die Sonne heiß scheint, alles verdorren, und in andern, wo es
kalt ist, würde alles erfrieren. Der Wind aber gleicht diese Ver-
schiedenheit der Temperatur aus, so daß es nicht zu warm und nicht
zu kalt werden kann. Uberhaupt ist in jedem Lande vermöge des
Windes die Wärme und Kälte bestimmt. So zeigt z. B. in Deutsch-
land das Thermometer im Sommer nicht über 30 Grad und im
Winter fällt es nicht bis unter 30 Grad.
Der Wind bringt aber nicht allein der Natur Nutzen, sondern
der Mensch hat auch diese rohe Naturkraft vermöge seines Verstandes
sich dienstbar gemacht. So hat der Mensch z. B. den Wind ange-
wendet, um Mühlen in Tätigkeit zu setzen. Die größte Anwendung
aber, die der Mensch vom Winde gemacht hat, ist die zu den Segel-
schisfen. Der Wind wird bei den Segelschiffen und Windmühlen
so in Anwendung gebracht, daß er einen starken Druck auf die Segel
und die Windmühlenflügel ausübt. Man benutzt den Wind dazu,
weil er erstens nichts kostet, und dann, weil man bei günstigem
Winde rascher als mit dem Dampfschiff fährt. Die Segelschiffahrt
hat nun darin ihren Nutzen, daß der Handel sehr befördert wird,