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Ausführung:
Jedes Armeekorps des deutschen Heeres besitzt einen geeigneten
Platz, um seine Truppen im Schießen auszubilden. Der größte und
bekannteste unter allen ist der Schießplatz Jüterbog; er ist ungefähr
11 km lang und 3 km breit.
Zum Schießplatz wird in der Regel ein Stück Land benutzt, das
sich nur wenig zur Landwirtschaft eignet (Sandboden, abgeholzte
Waldstücke, Heide u. dergl.) und vor allen Dingen wechselreiches
Gelände (Waldstrecken, Schluchten, Sandhügel usw.) aufzuweisen hat.
Außerdem muß als hintere Grenze stets ein Wald vorhanden sein,
damit etwa zu weit fliegende Geschoßteile durch letzteren aufgefangen
werden. Die seitlichen Grenzen können Gräben oder Wege sein:
denn eine Gefahr liegt hier nicht vor. Alle über den Platz herüber-
führenden öffentlichen Wege sind an der Grenze mit Schlagbäumen
versehen, die an den Schießtagen geschlossen werden.
Wirft man einen Blick auf den Schießplatz selbst, so gewahrt
man einzeln zerstreut liegende, mit Gras bewachsene Erdkegel, sowie
einige hohe Türme. Erstere haben ein pilzähnliches Aussehen, sind
aus Stahl gebaut und von außen mit einigen Metern Erde um-
geben; letztere aus Ziegelsteinen gefertigt, ragen in der Form eines
Iylinders bis zu einer Höhe von zwölf Metern in die Luft. Beide
dienen den zum Aufnahmedienst kommandierten Offizieren und Mann-
schaften zum Schutz gegen umherfliegende Geschoßteile und zum
enauen Beobachten der einzelnen Schüsse. Im Hintergrunde erhebt
sich ein aus einigen Häusern, einem Kirchturm und einer Windmühle
bestehendes Dorf, das sogenannte „Zieldorf"“. Dieses hat den Zweck,
den Richtkanonieren das Auffinden der Ziele zu erleichtern. Unter
den bemerkenswerten Einrichtungen auf dem Schießplatz ist das
weitverzweigte Telephonnetz zu erwähnen. Von einer Stelle „Haupt-
station“ sendet es seine Linien teils oberirdisch, teils unterirdisch
auf den Platz hinaus und verbindet die einzelnen Sicherheitsstände
miteinander.
Das Schießen findet in der Regel an den Vormittagen statt.
Den Bewohnern in den umliegenden Ortschaften werden die hierzu
bestimmten Tage durch eine Bekanntmachung im Kreisblatt an-
ezeigt und gleichzeitig die Betretung des Schießplatzes verboten.
zu Morgen des Schießtages werden die an der Grenze befindlichen
Barrieren in aller Frühe von einem Unteroffizier geschlossen.
Sodann folgt die Besetzung der Sicherheitsstände mit je 1 Mann
als Telephonisten, 1 Sffizier, 1 Unteroffizier und 1 Mann als Auf-
nehmer. Sobald die drei letzteren ihre zu beobachtenden Ziele
untersucht haben, begeben sie sich in den Sicherheitsstand, und der
Offizier erstattet der Hauptstation telephonisch die Meldung: „Stand
Nre. alles in Sicherheit!“ Haben nun alle Sicherheits-
stände in vorheriger Weise Sicherheit gemeldet, so wird ein auf
einem erhöhten Standpunkte des Platzes angebrachter Ballon in die
Höhe gezogen. Dieses Signal hat die Bedeutung: „Es kann
geschossen werden". Die Batterien nehmen jetzt ihre Stellungen
ein, und bald darauf ertönen die ohrenbetäubenden Schüsse. Der
Feind ist durch Zielscheiben aus Holz dargestellt und im Hinter-
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