Was man unter Kameradschaft versteht und wie sich dieselbe äußert,
soll im nachfolgenden gezeigt werden.
Die Kameradschaft ist das brüderliche, gute und rechte Verhalten
der Soldaten untereinander. Sie ist das enge freundschaftliche
Band, welches sich um alle Angehörigen der Armee und der Marine
schlingt, ohne besondere Berücksichtigung des Standes. Dieses
Zusammen alten gründet sich hauptsächlich auf die gleiche Ertragung
von Beschwerden und Strapazen aller Art, sowie auf die Gefahren
im Kriege, und kann sich nur auf dem Felde der Gefahr in seiner
anzen Größe zeigen. Diejenige Truppe, die den Geist der
Kameradschaft richtig 4t pflegen weiß, bewahrt die Dissziplin selbst
bei den größten Anstrengungen und Entbehrungen; auch wird
dieselbe ihre Manneszucht und Standesehre zu wahre wissen. Je
fester und bestimmter die Anhänglichkeit ist, desto leichter wird die
Kameradschaft gedeihen. Die Kameradschaft ist also die Quelle der
Eintracht, das wichtigste Beförderungsmittel des Gemeingeistes, der
Diseiplin und der Subordination (Unterordnung) und wirkt somit
nuch auf die Kampftüchtigkeit ein.
Ein Mann, der die Uberzeugung hat, daß ihm jeder Kamerad
in der Gefahr die Hand bietet, wird vor keiner Gefahr zurückschrecken,
vielmehr fühlt er sich dazu ermutigt. Unsere Kriegsgeschichte hat
zahlreiche Beispiele aufzuweisen, zu welcher Aufopferung gute und
treue Kameradschaft fähig ist. Hier trägt ein Soldat seinen schwer
verwundeten Offizier, der ihm zu andern Zeiten manch hartes Wort
esagt hat, aus dem Kugelregen und bringt ihn in Sicherheit.
Dort setzt ein Offizier sein Leben ein, um einen in die Hand des
Feindes gefallenen Soldaten zu retten. Ein guter Kamerad teilt
mit dem andern das letzte Stückchen Brot; jeden letzten Schluck aus
der Feldflasche wird er hergeben, wenn ihn ein anderer bedarf.
Aber nur derserige wird den wahren Wert der Kameradschaft
schätzen gelernt haben, der bereits große Anstrengungen und Stra-
pazen hat mitmachen müssen, und womöglich schon die Feuertaufe
empfangen hat.
Die wahre Kameradschaft, die für den Geist einer Truppe so
wichtige Tugend, zu pflegen, ist die Pflicht eines jeden Vorgesetzten.
Der Stubenälteste auf der Stube, der Unteroffizier in seiner
Korporalschaft, der Zugführer in seinem Zuge, der Kompagnie-
führer in seiner Kompagnie, sie alle haben hierauf ihr Hauptaugen-
merk zu richten. Unzuträglichkeiten sind nicht zu dulden, ebenso
keine Zänkereien untereinander. Auch gegen Ubervorteilungen in
der Kaserne sowohl wie im Manöver ist einzuschreiten. Es ist
vielmehr darauf zu halten, daß die Untergebenen Freuden und
Leiden miteinander teilen. Ein rechter Vorgesetzter wird sich stets
der noch unerfahrenen Mannschaften annehmen. Gegen Zuträgereien
muß der Vorgesetzte taub sein; denn im andren Falle wird das
gegenseitige Vertrauen der Mannschaften sowie auch das zu ihren
Vorgesetzten untergraben.
Wenn so die Kameradschaft Gelegze wird, dann werden solche
e
Taten eintreten, von der unsere chichte so schöne Beispiele auf-
zuweisen hat.