Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

ahl Unteroffiziere und Mannschaften für den Schießdienst ausgebildet, 
dann bei den Truppen als Schießlehrer Verwendung finden. 
cluch mir war es vergönnt, an einem dieser Unterrichte teilnehmen 
zu können. 
Im Jahre 1898 wurde ich, da ich zu dieser Zeit Schießunter- 
offizier war und gute Schießleistungen aufzuweisen hatte, zur In- 
fanterie-Schießschule befehligt. Noch während des Manövers mußte 
c in meine Garnison zurück, um die für dieses Kommando nötigen 
ZBekleidungs= und Ausrüstungsstücke in Empfang zu nehmen. Stolz 
uuf die mir zuteil gewordene Auszeichnung begab ich mich an 
meinen Kommandvoort, nach Spandau. Hier meldete ich mich zu- 
nächst beim Kommando der Schießschule, wo ich der 2. Leutnants- 
kompagnie zugeteilt wurde. Mit mehreren Unteroffizieren sächsischer 
Regimenter zusammen erhielt ich in der Kaserne “ Quartier. 
Am folgenden Tage fand die Einteilung der aus 180 Unteroffizieren 
aller Regimenter bestehenden Kompagnie statt, zu der auch die 
Lompagnieoffiziere zugegen waren. Den ug bei dem ich mich 
hefand, erhielt ein schhsscher Offizier, Herr Oberleutnant von C. 
Da an diesem Tage nur noch eine Durchsicht der Bekleidungsstücke 
stattfand, benutzte ich die freie Zeit, um die Einrichtung der Schieß- 
schule und deren nähere Umgebung in Augenschein zu nehmen. Am 
nächsten Tage begann der praktische Dienst. 
Ein buntes Bild bot die Kompagnie mit den in verschiedenen 
Farben glänzenden Uniformen der Unteroffiziere. Grenadiere, In- 
fanterie, Füslliere, Jägere Schüßen und Pioniere standen der Größe 
nach nebeneinander. ährend des Dienstes wechselten Schießaus- 
bildung, Aufbau gefechtsmäßiger Ziele, Anlegen von Zielfeuer, Aus- 
bildung im Schätzen und Messen von Entfernungen und Gesfechts- 
ausbildung in geordneter Reihenfolge. 
Ganz besonderer Wert wurde auf die Schießausbildung gelegt. 
Den vorbereitenden Ubungen mit Platzpatronen folgten solche mit 
scharfen Patronen. Das chulschiehen wurde auf den unmittelbar 
hinter der Schießschule gelegenen Schießständen erledigt, das gefechts- 
mäßige Schießen aber in Tegel abgehalten. 
Nach etwa 4 Wochen wurden meiner Kompagnie die ebenfalls 
zur Schießschule befehligten Stabsoffiziere zugeteilt. Alles bisher 
Gelernte mußte diesen Herren praktisch vorgeführt werden. Den 
Abschluß des Kommandos bildete das große Gefechtsschießen auf 
dem Schießplatz Jüterbog. Nach Rückkehr von diesem Schießen 
erhielten wir die Schießauszeichnung, die auf den Armelaufschlägen 
anzubringenden Knöpfe. 
Mit dem Bewußtsein, meine Pflicht getan zu haben, trat ich 
Ende Oktober desselben Jahres die Heimreise an. 
Obwohl der Dienst bei der Infanterie-Schießschule die höchste 
Anspannung aller Kräfte erfordert, wird mir dieses Kommando eine 
liebe Erinnerung bleiben, denn außer der gründlichen Kenntnis des 
Schießdienstes war es mir auch vergönnt, an den dienstfreien Tagen 
die Behenswürdigkeiten der Reichshauptstadt in Augenschein nehmen 
zu können.
	        
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