Full text: 180 deutsche Musteraufsätze.

Die Militärverwaltung kommt den Unteroffizieren in dieser 
Beziehung entgegen. indem sie die Kapitulantenschulen eingerichtet 
hat. Sie haben meist den Zweck, die mehr oder weniger ver- 
wischten Schulkenntnisse aufzufrischen, zu befestigen und zu ver- 
mehren. Auch die dienstlichen Unterrichtsstunden tragen viel dazu 
bei, den geistigen Gesichtskreis des Unteroffiziers zu erweitern. 
Da nun die Zeit eines jungen Unteroffiziers meistens dur 
außergewöhnliche ienstobliegenheiten, wie Rekrutenausbildung 
ausgefüille ist und auch der Frontdienst körperlich anstrengt. so wird 
sich ihm selten Gelegenheit bieten, sich auf einem bestimmten 
Gebiete intensiv weiter zu bilden. Er tut daher gut, sich während 
dieser Zeit die für jeden Gebildeten erforderlichen Kenntnisse aus 
dem Lereiche des allgemeinen Wissens anzueignen. 
Der Militäranwärter darf sich in seinen Kenntnissen nicht 
überschätzen und muß daran denken, daß der Andrang zu den 
besseren Stellen sehr groß ist. Es ist ein Fehler, daß noch viele 
Unteroffiziere ihre wissenschaftliche Weiterbildung und ihre Vor- 
bereitungen zum Examen zu einseitig betreiben. Anstatt frühzeitig 
an die Weiterbildung zu denken, kann man oft die Beöbachtung 
machen, SestP viele erf während ihrer letzten Dienstzeit sich nur das- 
jenige mühsam einlernen, was sie zur Ablegung einer Prüfung für 
nötig halten. Eine solche einseitige Vorbereitung wird sich später rächen. 
ie ist nun eine gute Vorbereitung zu derselben möglich'? 
Durch das sorgfältige Lesen guter Bücher kann sich der Militär- 
anwärter allgemeine Kenntnisse aneignen. Er bildet dadurch seinen 
weist seinen Gedankenreichtum und erlangt eine gewandte Ausdrucks- 
weise. Besonders zu empfehlen ist das Lesen unserer Klassiker“), 
das Studieren der Geschichte, der Entdeckungen und Erfindungen. 
Ein richtiges, verständnisvolles Lesen wird Sch immer mehr dem 
Gedächtnis einprägen. « 
Für die Prüfun muß er sich entweder durch Selbst— 
studium oder unter ilfenahme von Lehrern vorbereiten. Dies 
darf aber nicht zu spät geschehen und muß planmäßig vor sich 
gehen. Etwaige Lücken müssen ausgefüllt werden, und ist eine 
ründliche Vertiefung in den verlangten Fächern der vorgeschriebenen 
rfurg nötig. Eine große Erleichterung für jeden Militäranwärter 
ieten nun gute Bücher zum Selbststudium. 
Als ein geeignetes Buch zur Erlernung der deutschen Grammatik, 
des deutschen Aufsatzes, der epthesreidun und der seichenfetzung 
ist warm zu empfehlen: „180 Musteraufsätze aus gestellten Vor- 
prüfungsaufgaben. Wie lerne ich Aufsätze anfertigen? Ein prak- 
tisches Handbuch für den Selbstunterricht in der Grammatik, Ortho- 
graphie, Interpunktion und in den Aufsatzübungen. Herausgegeben 
um Gebrauche für Militäranwärter, Kapitulanten und angehende 
eamte von H. Altendorf, Oberpostassistent, Apolda und K. Pegenau, 
Lehrer, Eisenach. Im Selbstverlag. 7. Auflage. Preis 2 Mark.“ 
Ein klar und verständlich geschriebener, fehlerfreier Aufsatz ist 
stets ein Fürsprecher bei der Beurteilung der Prüfungsarbeiten. 
Dieses Buch gibt die Anleitung dazu. Aller Anfang ist schwer. Doch auch 
der weniger Geübte wird beim Durcharbeiten desselben imstande 
  
*) wie Goethe, Schiller, Lessing, Körner, Hauff usw.
	        
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