02 Erster Teil, Erstes Buch. $ 29,
waren für die richtige Stellung der Kontingente verantwortlich.
Ein Reichsschluß von 1681 stellte das Simplum auf 40000 Mann
fest: 28000 Mann Infanterie und 12000 Mann Kavallerie. Das-
selbe war auf die Kreise verteilt, welche ihrerseits wieder die
Unterverteilung auf die einzelnen Reichsstände vorzunehmen
hatten®. Beschlüsse über Reichskriege wurden auf dem Reichstage
gefaßt‘, diesem stand auch die Ernennung des Höchstkomman-
dierenden zu, welchem ein aus beiden Religionsparteien zusammen-
gesetzter Kriegsrat zur Seite trat. Zur Bestreitung der Kosten
bestand die Reichsoperationskasse. Die Städte Kehl und Philipps-
burg wurden nach ihrer Wiederabtretung von Frankreich® zu
Reichsfestungen erklärt, doch war die Sorge des Reiches für die-
selben äußerst mangelhaft.
Die Finanzen des Reiches® beruhten im Mittelalter wesent-
lich auf den ausgedehnten Reichsgütern und königlichen Regalien.
Aber die Reichsgüter waren im Laufe der Zeit veräußert und
verpfändet worden, und die Reichspfandschaften, welche sich in
den Händen von Reichsständen befanden, durften nicht wieder
eingelöst werden’. Die Regalien waren auf die Landesherren
übergegangen. Das Reich sah sich somit auf Beiträge seiner
Glieder angewiesen. Im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert
hatte man einigemal, namentlich zum Zweck der Hussiten- und
Türkenkriege, eine allgemeine Steuer, den sogenannten gemeinen
Pfennig ausgeschrieben, welche von allen Reichsuntertanen,
Mittelbaren und Unmittelbaren, gezahlt werden mußte und eine
Mischung von Vermögens-, Einkommen- und Kopfsteuer war®.
Da dieselbe aber nur höchst unregelmäßig einging, so zog man es
später vor, die zur Bestreitung der Reichsausgaben erforderlichen
Summen in sogenannten Anschlägen auf die einzelnen Reichs-
stände umzulegen. Als Verteilungsmaßstab wurde ebenfalls die
Wormser Reichsmatrikel von 1521 in Anwendung gebracht. Da
diese ursprünglich für den Römerzug Karls V. aufgestellt war, so
nannte man die Beiträge der einzelnen Reichsstände auch Römer-
monate. Die ursprüngliche Verteilung entsprach jedoch den
späteren Verhältnissen nicht mehr, und man bediente sich daher
statt der Reichsmatrikel vielfach sogenannter Usualmatrikeln,
® Vgl. das durch kaiserliches Kommissionsdekret bestätigte Reichs-
utachten in puncto securitatis publicae vom 30./20. August 1681 (bei
chmauß, C. j. publ. 1095 ff.).
* Instr. pac. Osnabr. Art, VIILS 2.
6 Frieden zu Ryswyk vom 30. Oktober 1697 Art. 18 u, 22.
6 Schroeder, R.G. 531 ff., 856 ff.
7 W,C. (zuerst die Karls VII.) Art. X 8 4.
8 Verordnun wegen des Gemeinen Pfennigs auf dem Reichstage zu
Frankfurt anno 1427. R. A, zu Nürnberg von 1481 $$ 1ffl. R. A. von 1471
Tit. 288 1. R. A. zu Koblenz von 1492. Ordnung von dem Gemeinen
Pfennig von 149. R.A. zu Trier und Köln von 1512 Tit. 18$ ıf. R.A.
zu Speyer von 1542 $$ 49 ff. R. A. zu Speyer von 1544 $$ 26. Vgl.
Zeumer, Quellenslg. 257, 244, 294, 308.