Full text: Lehrbuch des Deutschen Staatsrechts.

332 Zweiter Teil. Zweites Buch. $ 96. 
der Verwaltung umfassendes Recht der Kontrolle’. In Aus- 
übung dieses Rechtes sind die Landtage befugt, an den Maßregeln 
der Regierung Kritik zu üben°®; als ein besonderer Ausfluß des- 
selben erscheint namentlich auch die Ministeranklage. 
Das Beschwerde- und Petitionsrecht der Landtage? 
dient teils zur Ausübung der Kontrolle über die Verwaltung, teils 
ist es ein Mittel, um die Regierung zur Vorlegung von Gesetzen 
zu veranlassen. Es wird entweder gegenüber dem Ministerium 
in der Form von Resolutionen oder direkt gegenüber dem 
Monarchen in der Form der Adresse ausgeübt. Die Veranlassung 
zu einer derartigen Tätigkeit kann durch Anträge aus der Mitte 
der Versammlung oder durch Petitionen gegeben sein, welche 
von Privatpersonen oder Korporationen an den Landtag gebracht 
werden. Die Landtage sind meist durch ausdrückliche Bestim- 
mungen der Verfassung für befugt erklärt, solche Petitionen 
anzunehmen und sie, falls die darin enthaltenen Beschwerden 
begründet erscheinen, der Regierung zur Abhilfe zu über- 
weisen 1°. Doch ist diesen Festsetzungen in der Regel die Be- 
schränkung hinzugefügt, daß solche Petitionen nur schriftlich 
7 Bestritten. Wieim Text: Schulze, Deutsch. Staatsr.1479. A.M. Anschütz, 
Enzykl. 145. 
8 Eine solche Kritik ist keineswegs, wie Rieker a, a. O. 42 behauptet, 
ein Übergriff in die Verwaltung, sondern ein allgemein anerkanntes 
Recht der Landtage, welches ın einigen Ausflüssen eine gesetzliche 
Regelung erfahren hat, im übrigen auf einem zweifellosen Gewobnbeits- 
recht beruht. 
9 Preuß. Verf. Art. 81, Bayr. Verf. Tit. VII $ 19, Tit. X $ 5, Sächs, 
Verf. $$ 109, 110, 140, Württ. Verf. $ 124, Bad. Verf. $ 67, G. die Ab- 
änderung des $ 67 der Verf.-Urk., bez. der Verantwortlichkeit der Minister 
betr., vom 20. Febr. 1868 Art. 2 (mit Abänderung vom 24. Aug. 1904), Hess., 
Verf. Art. 79, S.-Weim, RGG. $ 4, S.-Mein. GG. Art. 86 u. 87, S.-Alt. GG. 
5 214 (G. vom 11. Febr. 1854), 215 u. 216 (eingeschränkt durch G. vom 
8. März 1912), S.-Kob.-Goth. StGG. 8 182, Braunschw. N. LO. 88 105 u. 106, 
Old. StGG. Art. 198, Anh. LO. $ 22, Schw.-Sond. LGG. $ 55, Schw.-Rud. GG. 
& 35, Reußä.L. Verf. S 75, Reuß j. L. StGG. 8 76, Lipp. V. vom 6. Juli 1836, 
87, Schaumb.-Lipp: erf. Art. 42, Wald, Verf. Art. 65. — v. Seydel-Piloty, 
Bayr. Staatsr. 1 223 ff., 230 ff.; Bornhak, Arch. ÖfE.R. 16 408 ff.; Anschütz, 
Enzykl. 145. 
10 Preuß. Verf. Art, 81, Bayr. Verf. Tit. VII $$ 19—21, (G. vom 19. Januar 
1872, betr. den Geschäftsgang des Landtags, Abschn. II Nr. 2), Sächs. Verf. 
s 11 „(Landtagsordnung vom 12. Oktober 1874 $ 23), Württ. Verf. $ 124, 
Bad. Verf. $ 67 (G. vom 20. Februar 1868), Hess. Verf. Art. 81 (erweitert 
durch G. vom 16. März 1848) u. 82, S.-Weim. RGG. 8 46, S.-Mein. GG. Art, 87, 
S.-Alt. GG. $ 216, dazu G. vom 18. März 1912, Landschaftl. GO. vom 
23. Dezember 1858, $ 29, S.-Kob.-Goth. StGG. $ 138, GO. für die Landtage 
vom 29, März 1908 8 44, Braunschw. N. LO. da (G. vom 18. Mai 1912 
Art. IV) GO. vom 19. Mai 1912, $SS 44 u. 45, Old. StGG. Art. 134, Schw.- 
Sondh. LGG 5 55, GO. für den Landtag vom 13. April 1912, $ 52, Schw.- 
Rud. G. vom 19. Januar 1872, die Einführung einer neuen GO. für den Land- 
tag betr., 83 71—76, Reuß &ä. L. Verf. 6, Reuß } L. StGG. $$ 77—179, 
Schaumb.-Lipp. Verf.Art. 42, Wald. Verf. 8 67. — Bornhak, Das Petitionsrecht, 
Arch. VfR. ie 403 f.; J. chleip, Das Petitionsrecht des bayr. Landtags im 
Sinne des Tit. VII $ 19 der Verf.-Urk. (1909).
	        
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