der Pater mit und ermahnte noch den jungen Mann, solche Sachen
fernerhin zu lassen und nichts zu unternehmen, was er nicht verstehe.
Das Buch, in welchem der Bursche las, ist Faust's Höllenzwang, von dem
uns der Volksmund erzählt. Ähnlich wie dem jungen Manne in Werda erging es
den Buben eines Wunderdoktors in Schumburg, die in Abwesenheit ihres Vaters dies
geheimnisvolle Buch aus einem Schranke nahmen und darin lasen, worauf eine
Menge von teuflischen Vögeln ins Zimmer kam. (Grohmann, Sagen aus Böhmen
und Mähren I., S. 315.) Ein alter Mann in Eichelborn in Thüringen hatte große
Kenninisse in geheimen Künsten. Einst las er abends in einem großen Buche, wäh-
rend ein Knabe bei ihm in der Stube war. Da wurde er hinausgerufen. Der
Knabe las trotz des Verbotes in dem Buche, und da kamen viele Raben, welche
von außen an das Fenster pochten. Auf das ängstliche Geschrei des Knaben kam
der Alte zurück, gab dem Ungehorsamen eine derbe Ohrfeige und las in dem Buche
schnell einige Worte; siehe, sofort verschwanden die Raben wieder. (O. Richter,
Deutscher Sagenschatz, 4. Heft, No. 3.) Dieselbe Sage findet sich auch bei den
Lausitzer Wenden. Als ein Bauer, welcher am Schloßberge zu Burg in der Nieder-
Lausitz wohnte und der im Besitze eines „Charakters“ war, einmal auf dem Felde
arbeitete, suchte daheim sein Sohn das Zauberbuch hervor. Beim Lesen desselben
kamen ebenfalls Hasen, Krähen und andere Vögel zu Thür und Fenster herein.
Der Vater, von Unruhe und Angst getrieben, lief eilig nach Hause und sahe, was
der Sohn angerichtet hatte. Da nahm er das Buch zur Hand und las alle Stellen,
welche der Sohn gelesen hatte, rückwärts; da verschwanden die Ungetüme wieder.
(Veckenstedt, Wendische Sagen, 1880, S. 273.)
260. Die Heren zu Schellenberg.
(v. Weber, Aus vier Jahrhunderten, I. S. 371. Darnach bei Gräße
. a. a. O., No. 552.)
Im Jahre 1529 sind zu Schellenberg im alten Schloß, welches
an der Stelle der vom Kurfürst August erbauten Augustusburg stand,
die beiden Hexen, die alte und junge Rodin, weil sie mehrmals zu
Schönerstedt auf dem Hexensabbath gewesen, Diebsdaumen verkauft,
untreue Männer durch Zaubermittel zu ihren Frauen zurückführen
gelehrt, Hexensalben gesotten und Abwesende citiert, gefoltert und dann
wahrscheinlich hingerichtet worden.
261. Wann die Heren ins Erzgebirge kamen.
(Lehmann, Hist. Schauplatz, S. 908.)
Im Jahre 1080 war Böhmen voller Zauberer, Hexen, Wahrsager
und Beschwörer, wider welche Herzog Ulrich inquirierte und 107 in
einem Jahre hinrichten ließ. Die andern zerstreuten sich in Mähren
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