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Mächte zu dem völkerrechtswidrigen Verhalten Großbritanniens und Frank-
reichs einzunehmen gedenken, und ob sie insbesondere gegen die an Bord
ihrer Schiffe vorgenommenen Gewaltakte an deutschen Personen und
deutschem Gut einschreiten wollen.
Berlin, den 10. Oktober 1914. (Dtsch. Tagesztg., 24. Okt.)
Deutsche Offensive auf der ganzen Linie.
(W.T. B.) Bern,n 23. Oktober. Der „Bund" schreibt zur Kriegslage:
Auf der ganzen Linie von Nieuport bis nach la Bassée ist die deutsche
Armee zur Offensive übergegangen; das ist das wesentliche Merkmal der
strategischen Lage im Westen und läßt den Schluß zu, daß sie ihren Aufmarsch
vollendet hat und sich stark genug für einen Kampf mit olsenswem Ziel fühlt.
Die Einnahme von Lille war die vorbereitende strategische Handlung zu der
Schlacht bei Dpern. Das Mißglücken der englisch-französischen Gegenoffen-
sive gegen Lille ist der zweite Trumpf im Spiele der Deutschen. Gelingt
es den Deutschen, den feindlichen rechten Flügel von La Bassée auf Béthune
und weiter zurückzudrehen, so wird dieser auch von seiner ideellen Verbin-
dung mit Arras abgeschnitten und gegen die Küste gedrückt. Es fragt sich
also heute mehr denn je, ob die Verbündeten in dem Raume von Dünkirchen
noch kräftige Reserven stehen haben. Ob die Merlinie selbst noch unerschüt-
tert ist, ist nicht erkennbar, doch scheint das Vorgehen südlich der Lys diese,
wenn es nicht zum Stehen gebracht wird, von 4 unhaltbar zu machen.
Da es sich um einen Bewegungskampf handelt, reifen die Entscheidungen
schneller.
Der König von Sachsen an den Kaiser.
Dresden, 24. Oktober. Die „Sächsische Staatsztg.“ schreibt: Seine
Moajestät der König hat Seiner Majestät dem Kaiser das Ritterkreuz und
das Großkreuz des Militär-Sankt-Heinrichs-Ordens verliehen und Aller-
höchstihm folgendes Handschreiben zugehen lassen:
Durchlauchtigster, großmächtigster Kaiser,
freundlich lieber Herr Vetter und Bruder!
Ew. Mgajestät gestatte Ich Mir, Meinen Militär-Sankt-Heinrichs-
Orden zu überreichen. Dieser Orden, nach dem sächsischen Kaiser Heinrich
dem Heiligen genannt, wird nur für ausgezeichnete, im Felde erworbene-
Verdienste gegeben, und hat nach den Satzungen jede Beleihung mit dem
Ritterkreuz zu beginnen. Ew. Mojestät wollen deshalb geruhen, die In-
fignien eines Ritters huldvollst entgegenzunehmen. GEleichzeitig bitte Ich
aber Ew. Moajestät, die Abzeichen des Großkreuzes anzunehmen, zum An-
denken daran, daß Meine Armee unter Ew. Majestät als Obersten Kriegs-
herrn Führung ehrenvollen Anteil nahm an den Kämpfen für die Verteidi-
gung unseres über alles geliebten Deutschen Vaterlandes. Mit der Versiche-
rung wahrer Hochachtung und Freundschaft verbleibe Ich Ew. Kaiserlichen
und Königlichen Majestät freundwilliger Vetter und Bruder
Friedrich August.
Das „Königlich Sächsische Militckr-Verordnungsblatt“ veröffentlicht fol-
genden Armeebefehl.:
Seine Majestät hat Mir gestern das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse
verliehen. Ich habe diese Auszeichnung freudigen Herzens angelegt, be-
trachte Ich sie doch als eine erneute Kaiserliche Anerkennung für die ganz