Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

nischen Freunde in „hoher gesellschaftlicher Stellung“ einen Brief schreiben 
zu lassen, worin diese — natürlich namenlose — Persönlichkeit über eine 
Unterredung mit unserm Gesandten in Washington berichtet. Ueber 
die Friedensbedingungen des siegreichen Deutschland befragt, soll nach 
einem in Dagens Nyheter wiedergegebenen Reutertelegramm unser Ge- 
sandter folgende angeführt haben: 
1. Alle französischen Kolonien, darunter Algier, Marokko und Tunis. 
2. Nordfrankreich von St. Valéry, der Somme und Amiens bis Lyon, 
d. h. ein Viertel von Frankreich mit 15 Millionen Einwohnern. 
3. 10 Milliarden Franken Kriegsentschädigung. 
4. Einen Handelsvertrag mit Zollfreiheit für eine Menge deutscher 
Waren ohne köintsprechende Vergünstigung für Frankreich. 
Jah 5. Verbot der Aushebung von Rekruten in Frankreich unter 25 
ahren. 
6. Schleifung aller französischen Festungen. 
7. Auslieferung von 3 Millionen Gewehren und 3000 Kanonen. 
8. Patentrecht für die Deutschen in Frankreich ohne den entsprechen- 
den Vorteil für die Franzosen. 
9. Frankreichs Ausscheiden aus der Entente mit England und Ruß- 
and. 
10. Allianzvertrag mit Deutschland auf 25 Jahre. 
Diese Bedingungen bilden eine hübsche Parallele zu der „Teilung 
Deutschlands“, die die Alliierten in den ersten Stunden des Kanonen- 
donners vornahmen. Nur die amerikanische Quelle ist unglaubwürdig; 
vielmehr deutet die hier sich entfaltende blühende Phantasie auf ein fran- 
zösisches Hirn — vielleicht auf einen findigen Journalisten des Clemen- 
ceauschen Stabes. (Kreuz-Ztg., 29. Okt.) 
Ein neuer englischer Gewaltakt gegen die Deutschen in Aegypten. 
London, 28. Oktober. (W.T. B.) 
Die Zeitungen melden: Die ägyptischen (soll heißen: die englischen. 
Die Red.) Behörden haben beschlossen, alle Deutschen und Oesterreicher 
dienstpflichtigen Alters zu internieren. Die Bewegungsfreiheit der 
übrigen soll noch mehr beschränkt werden. 
Die Hauptstellung bei Verdun erobert. 
(Amtlich. Großes Hauptaquartier, 29. Oktober, vormittags. 
Mitteilung der obersten Heeresleitung. 
Unser Angriff südlich Nieuport gewinnt langsam Boden. Bei Ypres 
steht der Kampf unverändert. Westlich Lille machten unsere Truppen 
gute Fortschritte. Mehrere befestigte Stellungen des Feindes wurden 
genommen, 16 englische Offiziere und über 300 Mann zu Gefangenen 
gemacht und 4 Geschütze erobert. Englische und französische Gegenstöße 
wurden überall abgewiesen. 1 
Eine vor der Kathedrale von Reims aufgefahrene französische Bat- 
terie mit Artilleriebeobachter auf dem Turme der Kathedrole mußte 
unter Feuer genommen werden. 
Im Argonnerwalde wurden die Feinde aus mehreren Schützengräben 
geworfen und einige Maschinengewehre erbeutet. 
 
	        
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