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Oesterreichische Erfolge in Galizien.
Wien, 30. Oktober. Amtlich wird verlautbart:
30. Oktober, mittags.
In Russisch-Polen wurde auch gestern nicht gekämpft. Am unteren
San wurden stärkere, südlich Nisko über den Fluß gegangene feindliche
Kräfte nach heftigem Gefechte zurückgeworfen. Bei Stary Sambor
sprengte unser Geschützfeuer ein russisches Munitionsdepot in die Luft.
Alle feindlichen Angriffe auf die Höhen westlich Ortes wurden abge-
schlagen. Im Raume nordöstlich von Turka gewannen unsere angrei-
fenden Truppen mehrere wichtige Höhenstellungen, die der Feind flucht-
artig räumen mußte. Unser Landsturm machte in diesen Kämpfen viele
EGefangene.
Die Gesamtzahl der in der Monarchie internierten Kriegsgefangenen
betrug am 28. d. M. 649 Offiziere und 73 179 Mann, nicht eingerechnet
die auf beiden Kriegsschauplätzen sehr zahlreichen, noch nicht abgescho-
benen Gefangenen aus den Kämpfen der letzten Woche.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Hoefer, Generalmajor.
Der Beginn des türkisch-russischen Kampfes.
Auf der türkischen Botschaft wird mitgeteilt: Heute ist hier eine
offizielle Bestätigung der türkischen Aktion im Schwarzen Meere ein-
getroffen. Das betreffende Telegramm lautete folgendermaßen:
„Russische Schiffe versuchten die Ausfahrt der türkischen Flotte aus
dem Bosporus in das Schwarze Meer zu verhindern. Die türkischen
Schiffe eröffneten das Feuer und vernichteten ein russisches Torpedoboot
und ein Kanonenboot. Hierbei wurden 80 Gefangene gemacht.
„Deutsche Tgsztg.“, 31. Oktober.
Die Abreise des russischen Botschafters aus Konstantinopel.
Rom, 30. Oktober. „Agenzia Stefani“ meldet: Das italienische
Ministerium des Aeußern erhielt von Konstantinopel die Nachricht, daß
der russische Botschafter in Konstantinopel von dort abgereist sei und den
Schutz der russischen Staatsangehörigen der italienischen Regierung über-
tragen habe. Die Abreise des englischen und französischen Botschafters
gilt als bevorstehend. „Deutsche Tgsztg.“, 31. Okt.
Außerordentlicher Ministerrat in Konstantinopel.
(W.T. B.) Konstantinopel, 30. Oktober. Gestern am späten
Nachmittag trat auf der Pforte unter dem Vorsitz des Großwesirs ein
außerordentlicher Ministerrat zusammen. Die Beiramfeier war in der
ganzen Türkei von dem Gefühl freudiger Erwartung getragen und der
Empfindung, daß man am Vorabend großer Ereignisse stehe.
Der Burenaufstand in Südafrika.
Rotterdam, 30. Oktober. In hiesigen unterrichteten Kreisen
zweifelt man nicht daran, daß die Meldungen, die aus London über den
Burenaufstand verbreitet werden, der Wahrheit nicht entsprechen, denn
die Tatsache, daß Männer wie Dewet und Kemp an der Spitze der Er-