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während die polizeiliche Registrierung der Engländer in Hamburg erst
am 24. Oktober in Kraft getreten sei. Kein Ausländer in Deutschland habe
irgendwelche Klagen über seine Behandlung vorzubringen.
(Tägl. Rdsch., 31. Okt.)
Deutsche Zivilverwaltung in Frankreich.
Das Erzbecken von Longwy und Briey.
W.T.B. Met,, 31. Oktober. Das das Erzbecken von Longwy und
Briey umfassende französische Okkupationsgebiet wurde auf Befehl des
Kaisers durch Anordnung des Reichskanzlers unter deutsche Zivilverwal-
tung gestellt. Mit der Verwaltung unter Befehl des Gouverneurs von
Leh Generals der Infanterie v. Oven, wurde der Bezirkspräsident von
Lothringen Freiherr v. Gemmingen-Hornberg und unter diesem die
Kreisdirektoren von Metz, v. Loeper, und von Diedenhofen-West, Bostet-
ter, beauftragt. Die Verwaltung der Angelegenheiten der Zivilverwal-
tung des Okkupationsgebiets beim Gouvernement wurde dem Regie-
rungsrat Liebermann übertragen. Für die Erzgruben und Hüttenwerke
in diesem Gebiet ist eine besondere Schutzverwaltung eingerichtet, die die
Sicherung der teilweise verlassenen oder mit ungenügendem Personal an-
getroffenen Werke und Gruben übernommen hat und besonders für den
Fortbetrieb der Wasserhaltung sorgt, um den wertvollen Grubenbereich
vor dem Versaufen zu schützen. Die Schutzperwaltung ist unter dem Be-
zirkspräsidenten dem Bergrat Dr. Kohlmann, dem Bergmeister Hoenig
und dem Bergassessor Horten übertragen. Zur Beratung des Gouverneurs
in Angelegenheiten der deutschen Schutzverwaltung ist ein ständiger indu-
strieller Beirat aus Vertretern der deutschen Schwerindustrie berufen,
die an dem französischen Minenbesitz stark mit Kapital beteiligt ist. Der
Beirat besteht aus: Kommerzienrat Louis Roechling-Saarbrücken, Ge-
heimen Kommerzienrat v. Oswaldt-Koblenz, Generalleutnant v. Schu-
bert-Berlin, Geheimen Kommerzienrat Kirberg-Müllheim (Ruhr), Kom-
merzienrat Springorum-Dortmund, Kommerzienrat Kloeckner-Duisburg
und Bergrat Frielinghaus, Mitglied des Direktoriums der Firma Krupp
in Essen.
Die serbisch-bulgarische Spannung wächst.
W.T. B. Wien, 31. Oktober. Die „Südslawische Korrespondenz“
meldet aus Sofia: Die Spannung zwischen Bulgarien und Serbien scheint
sich in allerletzter Zeit verschärft zu haben. Die Sprache der offiziösen
Blätter gegen Serbien ist überaus heftig. Man verlangt an diesen Stel-
len immer dringender ein aktives Vorgehen gegen Serbien, um den Lei-
den der Bulgaren in Makedonien ein Ende zu bereiten. Es ist bemer-
kenswert, daß hierbei immer darauf hingewiesen wird, daß auch die
mohammedanische Bevölkerung in gleicher Weise wie die bulgarische von
dem serbischen Terror betroffen wird, und daß auch die Türkei gezwungen
sein würde, gegen die serbische Willkürherrschaft aufzutreten. Die Stim-
mung der bulgarischen Oeffentlichkeit gleicht der vor Beginn des zweiten
Balbankrieges.
Ein Protest des Sultans.
Nach einem in Athen umgehenden Gerücht haben die Türken 3000
Beduinen auf ägyptisches Gebiet geworfen. Der Sultan hat an sämtliche
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