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zerstört worden. Die Operationen werden mit allgemeinem Erfolge fort-
gesetzt.“ — Diese höchst widerspruchsvolle Meldung wird man mit einigem
Mißtrauen aufzunehmen haben. Wenn die Festung wirklich zerstört wäre,
könnte von der „Fortsetzung der Operationen“ nicht gut geredet werden.
Wenn wir auch befürchten müssen, daß sich unsere Helden im fernen Osten
nicht dauernd gegen eine erdrückende Uebermacht halten können, so spricht
doch vieles dafür, daß die neueste Havas-Meldung ebenso unwahr ist, wie
so viele ihrer Vorgängerinnen. (Berl. Tagebl., 2. Nov.)
Neue Fortschritte bei Ypres.
Amtlich. Großes Hauptquartier, 2. November, vormittags.
Mitteilung der obersten Heeresleitung.
Im Angriff auf Dpres wurde weiter Gelände gewonnen. Messines
ist in unseren Händen.
Gegenüber unserem rechten Flügel sind jetzt mit Sicherheit Inder fest-
gestellt. Diese kämpfen nach den bisherigen Feststellungen nicht in eigenen
gechlostenen Verbänden, sondern sind auf der ganzen Front der Engländer
verteilt.
Bei den Kämpfen im Argonnerwald wurden Fortschritte gemacht. Der
Gegner erlitt hier starke Verluste. .
Im Osten ist die Lage unverändert. Ein russischer Durchbruchsver-
such bei Szittkehmen wurde abgewiesen. (W. T..)
Die Haltung JItaliens.
Zusicherungen der Pforte wegen Libyens.
Das W. T.B. gibt amtlich bekannt: In einigen italienischen Blättern
wird die Besorgnis geäußert, daß nunmehr nach Ausbruch der Feindselig-
keiten im Orient die islamische Bewegung auch nach Libyen übergreifen
könnte. Wie wir demgegenüber feststellen können, liegen Zusicherungen
der Pforte vor, daß sie in Berücksichtigung der italienischen Interessen alle
erforderlichen Maßnahmen trifft, um die islamische Bewegung von Libyen
fernzuhalten.
Ein Brief des Reichskanzlers zur Arbeitslosenfürsorge.
Die weite Kreise der Sozialpolitik, der Gemeindeverwaltungen und
der Arbeiterschaft bewegende Frage, mit welchen Mitteln der Not jener
Arbeitslosen, die zeitweilig oder dauernd der Arbeitsgelegenheit erman-
zen, gesteuert werden kann, hat die Vorsitzenden der Gesellschaft für soziale
eform, Staatsminister Dr. Freiherr v. Berlepsch und Professor Dr. E.
Francke, zu einer Eingabe an den Reichskanzler veranlaßt, in der um För-
derung der bisher wesentlich von Gemeinden und Berufsorganisationen ge-
tragenen Arbeitslosenunterstützung durch das Reich gebeten wird. Auf
diese Eingabe hat der Reichskanzler folgende Antwort erteilt:
„Euer Exzellenz geneigtes Schreiben, das Sie gemeinschaftlich mit
Herrn Professor Francke an mich gerichtet haben, ist in meine Hände ge-
langt. Ich bin ebenso wie Sie davon durchdrungen, daß alles geschehen
mib um diejenigen unserer Volksgenossen, die der Krieg erwerbslos
gemacht hat, vor Not zu schützen. In erster Linie werden, wie Sie zu-
treffend hervorheben, die Gemeinden dafür zu sorgen haben, daß diese
Unterstützung in ausreichendem Maße und unter Formen gewährt wird,