Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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die dem Umstande Rechnung tragen, daß es sich nicht um eine Armenunter- 
stützung im landläufigen Sinne handelt. Dabei rechne ich darauf, daß die 
Bundesstaaten bestrebt sein werden, den Gemeinden, soweit die Geld- 
beschaffung Schwierigkeiten macht, mit ihrem Kredit beispringen, zumal sich 
meines Erachtens das Reich nach beendetem Kriege der Prüfung nicht 
wird entziehen können, inwieweit es sich etwa seinerseits an der Unter- 
stützung beitragsschwacher Gemeinden beteiligen muß. In ausgezeichneter 
Hochachtung Euer Exzellenz sehr ergebener Bethmann-Hollweg."“ 
(Berl. Tagebl., 2. Nov.) 
Türkische Heldenhaftigkeit. 
W. T. B. Konstantinopel, 1. November. Nach glaubwürdigen 
Meldungen ist eine englisch-französische Flotte gestern vormittag im Golf 
von Tschesne in Kleinasien eingelaufen, wo sie das kleine türkische Kano- 
nenboot „Burck Reiß" und den Dampfer „Kinali Aga“ angreifen wollte. 
Der Kommandant des „Burck Reiß“ versenkte, um sie nicht vom Feinde 
vernichten zu lassen, den Dampfer „Kinali Aga“ und sprengte sein Kano- 
nenboot in die Luft. 
Ein Aufruf an die deutschen Soldaten. 
wurde, wie uns mitgeteilt wird, kürzlich in einem russischen Schützen- 
graben gefunden. Wir möchten nicht verhehlen, ihn zur Erheiterung 
unseren Lesern wort= und zeichengetreu mitzuteilen. Er lautet: 
Deutsche Soldaten 
Ihre Vorgesetzte um Ihnen Mut zuzugeben verbreiten falsche 
Nachrichten wegen die Schlachten die gegen Warschau zugegangen 
haben. Die Wirklichkeit stellt sich nächstens vor: „Unsere Truppen, 
dessen Heldenmut, sie die möglichkeit sich zu überzeugen hätten, waren 
gezwungen, den 10. October, am linken Uffer der Weichsel, von Ihre 
vielstärkere Armee, einem Schlacht anzunehmen. So wie Ihre Armee 
die Möglichkeit hätte sich vorher in Umgegend der Stadt Warschau zu 
konzentrieren, waren unsere Truppen vorleufig am linken Uffer der 
Weichsel aufgehalten. Nicht schauend auf Ihre fürchterliche Attaken 
die von Ihre schwere Artillerie unterstützt waren, haben wir unsere 
Positionen zurückbehalten und Ihnen große Verluste zugefügt. Zur 
dieser Zeit haben wir unsere Armée-Corps konzentriert und die mög- 
lichkeit bekommen zum Angriff übergehen. Unser Angriff zwang Ihre 
Armée anfangs zum gegenwehr und vom 20. October zum zurücktretten 
nach Süd-West. Daß zurücktretten müßte so schnell verwirklicht werden 
daß Sie Ihren Verletzten, Waffen und Munition verlassen müßten. 
„Unsere Truppen verfolgen energisch Ihre Armée und hätten schon in 
zwei Tagen einem General den Ober-Stabmeister des Sächsischen Kö- 
nigs, 7 Offiziere, zirca 1000 Soldaten, 3 Aeroplane, und ein könig- 
liches Automobil ergriffen. Wie Sie sich endlich überzeugen, waren die 
Schlachten bei Warschau nicht glücklich für Ihre Waffen und unsere 
Truppen marschiren siegreich vorwärtz ergreifend von Tag zu Tag meh- 
rere Gefangene und Siegeszeichen.— 
Ob man in Rußland wirklich denkt, mit solchem kindischen Geschreibsel 
Eindruck auf die deutschen Soldaten zu machen? 
„Deutsche Tagesztg.“, 2. November.
	        
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