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Zum Falle von Tsingtau.
W.T. B. Tokio, 8. November.
Die Japaner haben bei dem Sturm auf Tsingtau 2300 Gefangene
gemacht. Sie hatten einen Verlust von 14 verwundeten Offizieren und
426 getöteten oder verwundeten Soldaten.
Kaiser Franz Joseph und der Sultan.
Ein Telegrammwechsel.
Konstantinopel, 9. November.
Zwischen Kaiser und König Franz Joseph und dem Sultan Mehmed
hat ein Depeschenwechsel stattgefunden. Das Telegramm Kaiser Franz
Josephs hatte folgenden Wortlaut:
„In diesem feierlichen Augenblick, da das Ottomanische Reich,
genötigt, für seine Ehre und für die Wahrung seiner obersten Inter-
essen zu kämpfen, sich auf die Seite Oesterreich-Ungarns und seines
Verbündeten, Deutschland, stellt, liegt es mir sehr am Herzen, Eurer
Kaiserlichen Majestät die hohe Genugtuung auszudrücken, die ich
darüber empfinde, unsere Heere, unsere Flotten in edler und hehrer
Begeisterung für die Unversehrtheit und den Ruhm des Vaterlandes
kämpfen zu sehen. Es freut mich in diesem glücklichen Beginn der
Aktion der Flotte Eurer Kaiserlichen Majestät ein Unterpfand und ein
gutes Vorzeichen zu erblicken für den Erfolg unserer Waffen in dem
Kampfe, der uns von unseren Feinden aufgezwungen worden ist, und
für die dauerhafte und ruhmvolle Zukunft unserer Völker.
Franz Joseph.“
Das Antworttelegramm des Sultans lautete:
„Ich habe das Telegramm, das Eure Majestät an mich zu richten
die Güte hatten, mit dem größten Vergnügen erhalten. Gestützt auf
mein Recht und im Vertrauen auf den Allmächtigen habe ich den von
unseren gemeinsamen Feinden aufgedrängten Kampf angenommen.
Ich kann Eurer Majestät versichern, daß ich meinerseits die lebhafteste
Befriedigung darüber empfinde, meine Heere mit den glorreichen
Heeren Oesterreich-Ungarns und Deutschlands für die Verteidigung
unserer heiligsten Rechte kämpfen zu sehen. Ich habe die feste Hoff-
nung, daß der Allerhöchste die heilige Sache der Gerechtigkeit durch
den Sieg unserer Heere triumphieren lassen wird. Ich lege Wert
darauf, Eurer Majestät meine große Bewunderung für die ruhmvollen
Taten Ihrer Heere auszudrücken und hege die aufrichtigsten Wünsche
für unsere gemeinsamen Erfolge. Mehmed V.“
Zwei serbische Armeen geschlagen.
Die serbische Hauptmacht auf dem Rückzuge.
· Wien, 9. November. (W.T.B.)
Amtlich wird gemeldet: 9. November. Unsere Operationen auf dem
südlichen Kriegsschauplatz nehmen einen durchweg günstigen Verlauf.
Während jedoch unsere Vorrückung über die Linie Schabatz—Ljesnica
an den stark verschanzten Bergfüßen auf zähesten Widerstand stieß, haben
die dreitägigen Kämpfe in der Linie Losnica—Krupanj—Ljubopija
bereits mit einem durchgreifenden Erfolge geendet.