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würde es wirklich ein Grund sein, dagegen zu protestieren. Aber nur
dann wohlverstanden, wenn es sich um fertige Unterseeboote handelt, die
sofort im Frontdienst verwendet werden können. Es ist ein alter Brauch,
daß Teile von Unterseebooten und anderen Kriegsfahrzeugen von Neu—
tralen versandt werden dürfen. (2) Aber auch selbst Teile, die erst am
Bestimmungsort zusammengestellt werden, dürften wohl nur dann aus
den Vereinigten Staaten exportiert werden, wenn sich die Regierung
hiermit einverstanden erklärt.“ «
Man wird die hier geäußerten Ansichten kaum als „fair play“
erachten. Aber das mögen die Betreffenden mit ihrem Gewissen ab-
machen. Nun aber will es das Pech, daß der Leiter des politischen Teils
der „Times“ vergaß, den Anzeigenteil seines Blattes durchzusehen. Genau
am gleichen Tage — 13. November —, als der oben angeführte Artikel
erschien, findet sich im Anzeigenteil eine sensationelle Abbildung des
Querschnitts eines Unterseeboots, und darunter stehi: „Zum Verkauf,
Unterseeboot und Minenzerstörer, Preis 300 000 Dollars für Regie-
rungen, Ablieferung sofort, vollständig frontbereit. Verschiedene
Schwesterboote wurden bereits auf dem Oberdeck von Dampfern über den
Atlantischen Ozean gesandt.“ Dann folgen nähere Angaben über die
Boote, ihre Eigenschaften werden gepriesen, sie stellten alle bisher vor-
handenen Unterseeboote in den Schatten, sie könnten ohne Gefahr sämt-
liche Minenfelder passieren usw. Alles was zu einer richtigen Anzeige
gehört, ist natürlich aufgeführt. Als Verkäufer zeichnet die „Lake Tor-
pedo Boat Company“ zu Bridgeport, Conn.
Man darf fragen, zu welchem Zweck bezahlt die nordamerikanische
Firma das teure Geld für die Anzeige? Hofft sie nicht, daß die eng-
lische Admiralität ihr ihre Boote abkauft? Der Protest des deutschen
Botschafters wird schon berechtigt gewesen sein, nicht nur bezüglich der
Unterseeboote, auch in betreff anderen Kriegsmaterials!
Reise des Grafen Tisza in das deutsche Hauptauartier.
Aus Wien wird amtlich gemeldet: „Wie im bisherigen Verlaufe
des Krieges es stets der Fall war, bot der Aufenthalt des königlich unga-
rischen Ministerpräsidenten in Wien auch diesmal Gelegenheit zu einer
eingehenden Besprechung der Lage zwischen dem Minister des Aeußern
und den beiden Regierungschefs. Hierbei trat der schon wiederholt er-
örterte und von der deutschen Regierung sympathisch aufgenommene Ge-
danke neuerlich in den Vordergrund, das bestehende volle Einvernehmen
zwischen den Verbündeten durch eine mündliche Aussprache zu bekräf-
tigen. Auf Anregung und Wunsch der Konferenz hat sich Ministerpräsi-
dent Graf Tisza zu diesem Zweck heute abend über Berlin in das deutsche
Hauptquartier begeben.
Meldung des Großen Hauptquartiers.
Den 20. November, vormittags.
In Westflandern und in Nordfrankreich keine wesentlichen Aenderun-
gen. Der aufgeweichte halb gefrorene Boden und Schneesturm bereiteten
unseren Bewegungen Schwierigkeiten. Ein französischer Angriff bei
Combres, südöstlich Verdun, wurde abgewiesen.