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ich ihm vorgelegt hatte, und versicherte mich der Zustimmung des Gene-
rals Grierson, Chefs des englischen Generalstabs.
Andere Fragen von untergeordneter Bedeutung wurden ebenfalls
geregelt, besonders hinsichtlich der Spezialoffiziere, der Dolmetscher, der
Gendarmen, Karten, Abbildungen der Uniformen, von ins Englische zu
übersetzenden Sonderabzügen einiger belgischer Reglements, das Regle-
ment für die Verzollungskosten, für die englischen Proviantsendungen,
die Unterbringung der Verwundeten der verbündeten Heere usw. Es
wurde nichts vereinbart über die Einwirkung der Regierung oder der
Militärbehörden auf die Presse.
Bei den letzten Begegnungen, die ich mit dem englischen Attachee
gehabt habe, teilte er mir mit, wie sich das tägliche Ergebnis der Aus-
schiffungen in Boulogne, Calais und Cherbourg gestalten dürfte. Die
Entfernung dieses letzteren Punktes, der aus technischen Rotwendigkeiten
in Betracht kommt, bringt eine gewisse Verzögerung mit sich. Das
1. Korps würde am 10. Tage ausgeschifft werden, das 2. Korps am
15. Tage. Unser Eisenbahnmaterial würde die Transporte so ausführen,
daß die Ankunft, sei es in der Richtung Brüssel—Löwen, sei es nach
Namur—Dinant, des 1. Korps für den 11. Tag, die des 2. Korps für den
16. Tag gesichert wäre.
Ich habe noch ein letztes Mal so energisch, wie ich konnte, auf die
Notwendigkeit hingewiesen, die Seetransporte noch zu beschleunigen, da-
mit die englischen Truppen zwischen dem 11. und 12. Tage bei uns sein
könnten. Die glücklichsten, günstigsten Resultate können durch eine ge-
meinsame und gleichzeitige Aktion der verbündeten Streitmächte erreicht
werden. Es würde aber im Gegenteil einen ernsten Mißerfolg bedeuten,
wenn das Zusammenwirken nicht stattfinden könnte. Der Oberst Barnar-
diston versicherte mir, daß alles zur Erreichung dieses Zwecks getan
werden würde.
Im Laufe unserer Unterhaltung hatte ich Gelegenheit, den englischen
Militärattachee davon zu überzeugen, daß wir willens seien, soweit das
möglich sei, die Bewegungen des Feindes zu hemmen und uns nicht gleich
von Anfang an nach Antwerpen zu flüchten.
Seinerseits teilte mir der Oberstleumant Barnardiston mit, daß er
zurzeit auf eine Unterstützung oder eine Intervention Hollands wenig
Hoffnung setze. Er teilte mir zugleich mit, daß seine Regierung beabsich-
tige, die englische Verpflegungsbasis von der franzöfischen Küste nach
Antwerpen zu verlegen, sobald die Nordsee von allen deutschen Schiffen
gesäubert sei.
Bei allen Unterhaltungen setzte mich der Oberst regelmäßig von den
vertraulichen Nachrichten in Kenntnis, die er über die militärischen Ver-
hältnisse bei unsern östlichen Nachbarn erhalten hatte. Zur selben Zeit
betonte er, daß für Belgien eine gebieterische Notwendigkeit vorliege, sich
dauernd darüber unterrichtet zu halten, was in dem uns benachbarten
Rheinland vor sich gehe. Ich mußte ihm gestehen, daß bei uns der aus-
ländische Ueberwachungsdienst in Friedenszeiten nicht unmittelbar dem
Generalstab unterstehe, wir hätten keine Militärattachees bei unseren
Gesandtschaften. Ich hütete mich indessen sehr, ihm einzugestehen, daß
ich nicht wußte, ob der Spionagedienst, der durch unsere Reglements vor-
geschrieben ist, in Ordnung war oder nicht. Aber ich halte es für meine