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es nicht vergönnt ist, mit in den Krieg zu ziehen, wetteifern in den
Werken, die dazu bestimmt sind, die Leiden des Krieges zu lindern, für
die Familien unserer Soldaten zu sorgen, unseren tapferen Kriegern
dort draußen ihre schwere Arbeit zu erleichtern und die Verwundeten,
die keinen sehnlicheren Wunsch haben, als wieder in das Feld zu ziehen,
Hilfe, Beistand zu leisten und die Herstellung von ihren Wunden zu
ermöglichen. Eine Opferfreudigkeit sonder gleichen zieht durch das Land.
Fürsten und Volk ohne Unterschied, alt und jung, Frauen und Männer
haben keinen anderen Gedanken, als sich werktätig zu beteiligen an dem
Kriege, der ein Volkskrieg ist im wahrsten Sinne des Wortes, ein Volks-
krieg, an dem jeder für seinen Teil an der Stelle, an die er gestellt ist,
verantwortungsvoll teilnimmt, mit der Verantwortung für das, was auf
dem Spiele steht. Noch eine andere Aufgabe ist denjenigen zugefallen,
die zu Hause geblieben sind, Sorge und Aufrechterhaltung des wirtschaft-
lichen Lebens. Verständnisvoll ist die Bevölkerung dem Rufe gefolgt,
durch Selbsthilfe den Gefahren des Krieges, die drohen, zu begegnen
und durch weise Selbstbeschränkung dafür zu sorgen, daß die Gefahren
nicht wachsen. Die großartige Organisation des Kredit= und Geldwesens,
die durch die Reichsbank herbeigeführt worden ist, findet ihren Gipfel-
punkt in der erfolgreichen Zeichnung der Kriegsanleihe, die nicht weniger
als 4½ Milliarden Mark in die Kassen des Reichs, geführt hat. (Beifall.)
Manch schwere wirtschaftliche Wunde ist für den einzelnen geschlagen,
aber die Gesamtheit trägt auf starken Schultern das Gebäude unseres
wirtschaftlichen Lebens. (Beifall.) Alles dieses zusammen bildet den
Hintergrund, vor dem sich das gewaltige Drama dieses Krieges abspielt.
Nur vier Monate sind seit dem Beginn des Krieges verflossen, und
welche Fülle von kriegerischen Ereignissen hat sich in dieser kurzen Spanne
Zeit zusammengedrängt. Zu unseren Gegnern hat sich das japanische Reich
gesellt, das für seinen Undank nur anführen kann, Beutegier nach den
Wahrzeichen deutscher Kultur, die wir in fernem Osten aufgerichtet
haben, zum Besten der Kultur. (Beifall. Sehr richtig!) Dagegen ist den
treuverbündeten Reichen Oesterreich-Ungarn und Deutschland ein
Bundesgenosse entstanden in dem Osmanischen Reiche (Beifall), das ent-
schlossen ist, die Bedrohung durch das englische Joch abzuschütteln in
gleicher Weise wie die anderen Länder mit moslemitischer Bevölkerung
und durch die islamitische Bewegung die Grundfesten der Kolonialreiche
unserer Gegner zu erschüttern droht. In den vier Monaten haben wir
ganz Belgien besetzt und einen nicht unbedeutenden Teil des nördlichen
und östlichen Frankreichs auf der Linie Verdun—Lille bis zum Meere.
Starke Festungen, die als uneinnehmbar galten, sind überwunden wor-
den, Lüttich, Namur, Antwerpen und Maubeuge. In jeder Feldschlacht
hat unser Heer den Feind geschlagen. Ich erinnere nur an die Schlachten
von Mülhausen, in französisch Lothringen, im Osten bei Tannenberg
nördlich der Masurischen Seen, bei Lodz und bei Lowitsch, und alle diese
Schlachten haben bewiesen, daß alle unsere Truppen, vom Ersten bis
zum Letzten, daß unsere Linientruppen, wie unsere Reserven, unsere
Landwehr, unser Landsturm, daß Kavallerie, Artillerie, Pioniere und
alle Spezialwaffen von dem gleichen Geiste beseelt sind. Mehr als ein-
mal. ist uns gesagt worden, daß unsere Truppen unter dem Gesange
„Deutschland, Deutschland über alles“ die feindlichen Stellungen gestürmt
haben (Beifall). Unserem Heere steht ebenbürtig zur Seite unsere Flotte