Full text: der Weltkrieg 1914. Band 2. (1)

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es nicht vergönnt ist, mit in den Krieg zu ziehen, wetteifern in den 
Werken, die dazu bestimmt sind, die Leiden des Krieges zu lindern, für 
die Familien unserer Soldaten zu sorgen, unseren tapferen Kriegern 
dort draußen ihre schwere Arbeit zu erleichtern und die Verwundeten, 
die keinen sehnlicheren Wunsch haben, als wieder in das Feld zu ziehen, 
Hilfe, Beistand zu leisten und die Herstellung von ihren Wunden zu 
ermöglichen. Eine Opferfreudigkeit sonder gleichen zieht durch das Land. 
Fürsten und Volk ohne Unterschied, alt und jung, Frauen und Männer 
haben keinen anderen Gedanken, als sich werktätig zu beteiligen an dem 
Kriege, der ein Volkskrieg ist im wahrsten Sinne des Wortes, ein Volks- 
krieg, an dem jeder für seinen Teil an der Stelle, an die er gestellt ist, 
verantwortungsvoll teilnimmt, mit der Verantwortung für das, was auf 
dem Spiele steht. Noch eine andere Aufgabe ist denjenigen zugefallen, 
die zu Hause geblieben sind, Sorge und Aufrechterhaltung des wirtschaft- 
lichen Lebens. Verständnisvoll ist die Bevölkerung dem Rufe gefolgt, 
durch Selbsthilfe den Gefahren des Krieges, die drohen, zu begegnen 
und durch weise Selbstbeschränkung dafür zu sorgen, daß die Gefahren 
nicht wachsen. Die großartige Organisation des Kredit= und Geldwesens, 
die durch die Reichsbank herbeigeführt worden ist, findet ihren Gipfel- 
punkt in der erfolgreichen Zeichnung der Kriegsanleihe, die nicht weniger 
als 4½ Milliarden Mark in die Kassen des Reichs, geführt hat. (Beifall.) 
Manch schwere wirtschaftliche Wunde ist für den einzelnen geschlagen, 
aber die Gesamtheit trägt auf starken Schultern das Gebäude unseres 
wirtschaftlichen Lebens. (Beifall.) Alles dieses zusammen bildet den 
Hintergrund, vor dem sich das gewaltige Drama dieses Krieges abspielt. 
Nur vier Monate sind seit dem Beginn des Krieges verflossen, und 
welche Fülle von kriegerischen Ereignissen hat sich in dieser kurzen Spanne 
Zeit zusammengedrängt. Zu unseren Gegnern hat sich das japanische Reich 
gesellt, das für seinen Undank nur anführen kann, Beutegier nach den 
Wahrzeichen deutscher Kultur, die wir in fernem Osten aufgerichtet 
haben, zum Besten der Kultur. (Beifall. Sehr richtig!) Dagegen ist den 
treuverbündeten Reichen Oesterreich-Ungarn und Deutschland ein 
Bundesgenosse entstanden in dem Osmanischen Reiche (Beifall), das ent- 
schlossen ist, die Bedrohung durch das englische Joch abzuschütteln in 
gleicher Weise wie die anderen Länder mit moslemitischer Bevölkerung 
und durch die islamitische Bewegung die Grundfesten der Kolonialreiche 
unserer Gegner zu erschüttern droht. In den vier Monaten haben wir 
ganz Belgien besetzt und einen nicht unbedeutenden Teil des nördlichen 
und östlichen Frankreichs auf der Linie Verdun—Lille bis zum Meere. 
Starke Festungen, die als uneinnehmbar galten, sind überwunden wor- 
den, Lüttich, Namur, Antwerpen und Maubeuge. In jeder Feldschlacht 
hat unser Heer den Feind geschlagen. Ich erinnere nur an die Schlachten 
von Mülhausen, in französisch Lothringen, im Osten bei Tannenberg 
nördlich der Masurischen Seen, bei Lodz und bei Lowitsch, und alle diese 
Schlachten haben bewiesen, daß alle unsere Truppen, vom Ersten bis 
zum Letzten, daß unsere Linientruppen, wie unsere Reserven, unsere 
Landwehr, unser Landsturm, daß Kavallerie, Artillerie, Pioniere und 
alle Spezialwaffen von dem gleichen Geiste beseelt sind. Mehr als ein- 
mal. ist uns gesagt worden, daß unsere Truppen unter dem Gesange 
„Deutschland, Deutschland über alles“ die feindlichen Stellungen gestürmt 
haben (Beifall). Unserem Heere steht ebenbürtig zur Seite unsere Flotte
	        
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