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hafter Beifall.) — Meine Herren, ich habe Ihnen dann noch einige Mit-
teilungen trauriger Natur zu machen. (Der Reichstag und die Mit-
glieder der Regierung erheben sich.) Am 23. September verschied in
seiner Heimat der Herr Kollege Dr. Semler, gewählt für den 2. Wahl-
kreis Hannover, am 7. Oktober verschied in seiner Heimat unser Herr
Kollege Ritter, gewählt für den 1. Wahlkreis des Regierungsbezirks
Bromberg, am 8. November verschied unser Herr Kollege Metzger, ge-
wählt für den 3. Wahlkreis Hamburg, am 20. November verschied unser
Herr Kollege Dr. Braband, gewählt für den 6. Wahlkreis Schleswig-
Holstein. Am 3. September ist unser Kollege Herr Dr. Frank-Mannheim,
der beim Ausbruch des Krieges sich als Kriegsfreiwilliger gestellt hatte,
von einer Kugel in den Kopf getroffen und starb so in dem ersten Gefecht,
das er mitgemacht hat. An dem Platz, an dem wir sonst seine markige
Gestalt zu sehen gewohnt waren, liegt ein Lorbeerkranz, den der Reichs-
tag seinem den Heldentod gestorbenen Kollegen gewidmet hat. Ich habe,
nachdem ich die Nachricht von dem tragischen Ende unseres Kollegen
erhalten hatte, der sozialdemokratischen Fraktion das Beileid des Reichs-
tags ausgesprochen. Seitens des Herrn Stellvertreters des Reichskanz-
lers ist mir folgendes Schreiben zugegangen: „Im Kampfe um Deutsch-
lands Verteidigung ist als erstes Mitglied des Reichstags der Abgeord-
nete Dr. Ludwig Kronk auf dem Felde der Ehre gefallen: er hat damit
die Gesinnung, die er durch seinen Eintritt als Kriegsfreiwilliger be-
kundet hatte, mit seinem Tode besiegelt. Ich habe die Ehre, im Namen
des Reichskanzlers dem Reichstag den Auzsdruck des aufrichtigen Mit-
gefühls auszusprechen, und bitte, diesen Ausdruck ihm zu übermitteln.“
Ich danke dem Herrn Reichskanzler für den Ausdruck seiner warmen An-
teilnahme an unserem tragischen Verlust. Meine Herren, Sie haben sich so-
wohl zu Ehren der in ihrer Heimat verstorbenen Mitglieder wie auch
zu Ehren unseres auf dem Felde der Ehre gefallenen Kollegen Dr. Frank
von Ihren Plätzen erhoben, ich stelle dies fest und danke Ihnen dafür.
Der Präsident Dr. Kaempf teilt darauf mit, daß er Ihrer
Mozjestät der Kaiserin zum Geburtstage die Glückwünsche des Reichs-
tags übermittelt habe, und verliest das darauf eingegangene Danktele-
ramm der Kaiserin. Er verliest ferner das von ihm aus Anlaß des
Faues Tsingtau an Seine Mojestät gerichtete Telegramm, in welchem
er die Gefühle des Reichstags aus diesem Anlaß kundgibt, und teilt
mit, daß er darauf folgende Depesche des Kaisers erhalten habe:
„Ich danke Ihnen für den Ausdruck der Gefühle des Schmerzes
und des Vertrauens auf die Zukunft, von welchem der Reichstag und
alle deutschen Herzen angesichts des Falles von Tsingtau erfüllt sind.
Die heldenmütige Verteidigung der in langjähriger Arbeit geschaffe-
nen Musterstätte deutscher Kultur bildet ein neues Ruhmesblatt für
den Geist der Treue bis zum Tode den das deutsche Volk mit seinem
Heere und mit seiner Flotte in dem gegenwärtigen Verteidigungs-
kampfe gegen eine Welt von Haß, Neid und Begehrlichkeit schon so
mannigfach, will's Gott, nicht vergeblich betätigt hat.
Wilhelm l. R.“
Der Präsident gibt ferner den Wortlaut der Depesche bekannt, die
er aus dem gleichen Anlaß an den Staatssekretär des Reichsmarineamts