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grrichtet hat, sowie die von letzterem an ihn gerichtete telegraphische
ntwort.
Der Präsident läßt sodann die telegraphische Solidaritätskund-
gebung verlesen, die der Vizepräsident des Ungarischen Abgeordneten-
hauses ihm hat zugehen lassen, und ebenso die von ihm darauf namens
des Reichstags gegebene Antwort.
Der Abgeordnete Dr. Beck-Heidelberg (ul.) hat am 1. September,
der Abgeordnete Speck (Zentr.) am 1. Dezember das Mandat nieder-
gelegt. Neugewählt in den Reichstag sind die Abgeordneten Stiegle
(Zentr.), Dr. Obkircher (ul.) und Geck (Soz.).
Das Verzeichnis der inzwischen eingegangenen Vorlagen und der
im Bundesrat eingetretenen Veränderungen wird verlesen. Darauf tritt
das Haus in die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Fest-
stellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat für 1914 ein,
durch welchen weitere 5 Milliarden an Kriegskrediten gefordert werden.
Reichskanzler Dr. v. Bethmann Hollweg.:
Meine Herren, Seine Mojestät der Kaiser, der draußen bei der
Armee ist, hat mich beauftragt, der deutschen Volksvertretung, mit der
er sich in Sturm und Gefahr und der gemeinsamen Sorge für das
Wohl des Vaterlandes bis zum Tode eins weiß, seine besten Wünsche
und herzlichen Grüße zu überbringen (lebhafter Beifall), und zugleich in
seinem Namen von dieser Stelle aus der ganzen Nation Dank zu sagen
für die beispiellose Aufopferung und Hingabe, für die gewaltige Arbeit,
die draußen und daheim von allen Schichten des Volkes ohne Unter-
Gie, ester worden ist und weiter geleistet wird. (Erneuter lebhafter
eifall.
Auch unsere Gedanken gelten zuerst dem Kaiser, der Armee, der
Marine, unseren Soldaten, die draußen auf dem Felde und auf hoher
See für die Ehre und die Größe des Reiches kämpfen. (Bravol) Voller
Stolz und mit felsenfestem Vertrauen blicken wir auf sie (stürmischer
Beifall im ganzen Hause), blicken wir zugleich auf unsere österreichisch-
ungarischen Waffenbrüder, die treu mit uns vereint in glänzend be-
Hhrter Tapferkeit den großen Kampf kämpfen. (Wiederholter stürmischer
eifall.
Noch jüngst, meine Herren, hat sich uns in dem aufgedrungenen
Kampfe ein Bundesgenosse gesellt, der genau weiß, daß mit der Ver-
nichtung des Deutschen Reiches es auch mit seiner eigenen staatlichen
Selbstbestimmung zu Ende wäre; das ist das osmanische Reich. Wenn
unsere Gegner auch eine gewaltige Koalition gegen uns aufgeboten
haben, so werden sie hoffentlich erfahren müssen, daß der Arm unserer
mutigen Verbündeten bis an die schwächsten Stellen ihrer Weltstellung
reicht. (Lebhafter Beifall.)
Am 4. August bekannte der Reichstag den unbeugsamen Willen des
gesamten Volkes, den ihm ausgezwungenen Kampf aufzunehmen, und
seine Unabhängigkeit bis zum äußersten zu verteidigen. Seitdem
ist Großes geschehen! Wer will die Ruhmes= und Heldentaten der
Armeen, der Regimenter, der Kompagnien und Schwadronen, der
Kreuzer und Unterseeboote aufzählen in einem Kriege, der seime Schlacht-
linien durch Europa, ja durch die Welt zieht! Erst eine spätere Zeit.
wird davon erzählen können. Aber fassen wir nüchtern, was ist.