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In Westgalizien sind gleichfalls größere Kämpfe im Gange; ihr Er-
gebnis steht noch aus. In diesem Raume nahmen unsere und deutsche
Truppen gestern weitere 1500 Russen gefangen.
n den Karpathen wird weitergekämpft. An manchen Stellen hat
der Feind starke Kräfte wieder hinter den Gebirgskamm zurückgezogen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes.
v. Höfer, Generalmajor.
Deutschland und die südafrikanische Union.
Vom W.T. B. wird amtlich bekanntgegeben:
Von burischer Seite wurde die kaiserliche Regierung um Abgabe
einer Erklärung über die Stellung Deutschlands zur südafrikanischen
Union während des gegenwärtigen Krieges gebeten. Der Staatssekretär
des Reichskolonialamts Dr. Solf hat darauf folgende Erklärung ab-
gegeben:
„Um den in keiner Weise provozierten Einfall englischer Truppen in
das Schutzgebiet von Deutsch-Südwestafrika zu entschuldigen, und um
in den Augen der holländischen Bevölkerung Südafrikas, deren über-
wältigende Mehrzahl gegen eine solche Maßnahme war, diesen Schritt
zu rechtfertigen, haben Mitglieder des Ministeriums sowie des Par-
laments der südafrikanischen Union öffentlich und privatim behauptet:
„Die deutsche Regierung beabsichtige, im geheimen, Südafrika in
Besitz zu nehmen und zu einer deutschen Kolonie zu machen. Die
deutschen Streitkräfte in Deutsch-Südwestafrika hätten das Territorium
der Union verletzt, ehe Feindseligkeiten von seiten der südafrikanischen
Regierung unternommen worden seien, Deutschland also hätte den
Angriff provoziert. Falls man keine Gegenmaßregeln ergriffen hätte,
würde das Schutzgebiet als Basis für militärische Operationen gegen
die britischen Schiffe, die den Verkehr zwischen Südafrika und Europa
bebosgtn benutzt und der Union unabsehbaren Schaden zugefügt wor-
en sein.“
Da die deutsche Regierung dem Eindruck zu begegnen wünscht, den
diese falschen Nachrichten auf alle Südafrikaner gemacht haben, erkläre
ich das Folgende: ·
Die deutsche Regierung hat niemals den Wunsch oder die Absicht
gehabt, das Territorium der südafrikanischen Union vorübergehend oder
dauernd zu besetzen, noch auf irgendeine Art die deutsche Herrschaft über
die Union oder über Teile des Landes zu erzwingen, weder durch mili-
tärische Einfälle von Deutsch-Südwestafrika aus, noch in anderer Weise.
— Soweit der kaiserlichen Regierung bekannt geworden ist, ist das Terri-
torium der Union, ehe die südafrikanische Regierung den Angriff auf
Deutsch-Südwestafrika anordnete, von dort weder zu Wasser noch zu
Lande angegriffen worden. Deutschland ist überzeugt davon, daß die
Ursachen des Krieges zwischen Deutschland und England Südafrika in
keiner Weise berühren; Deutschland wünscht vielmehr, die Feindselig-
keiten, die ihm durch die Regierung der südafrikanischen Union aufge-
zwungen worden sind, einzustellen, vorausgesetzt, daß auch die Regierung
der Union weiterem feindlichen Vorgehen gegen deutsches Territorium
Abstand nimmt und die bereits besetzten Gebiete wieder räumt. Die
deutsche Regierung ist in diesem Falle bereit, zu versichern, daß keinerlei