— 822 —
Außer den gestern schon gemeldeten ungewöhnlich starken blutigen
Verlusten haben die Russen bisher etwa 5000 Gefangene und 16 Geschütze
mit Munitionswagen verloren.
In Südpolen hat sich nichts Besonderes ereignet.
Oberste Heeresleitung. (W.T. B.)
Der Kaiser leicht erkrankt.
Amtlich. Berlin 8. Dezember.
Seine Majestät der Kaiser hat seine für heute geplante Wieder-
abreise zur Front infolge einer Erkrankung an fieberhaftem Bronchial-
katarrh um einige Tage verschoben.
Er konnte aber gestern und heute den Vortrag des Chefs des
Generalstabes des Feldheeres über die Kriegslage entgegennehmen.
Oberste Heeresleitung. (W.T.B.)
Montenegro am Ende.
London, 8. Dezember.
Das Reutersche Büro meldet aus Petersburg:
Der König von Montenegro telegraphierte an die „Börsenzeitung“,
daß nunmehr ein Drittel der montenegrinischen Armee auf dem Schlacht-
felde gefallen sei. Trotzdem wollten die Montenegriner die Verteidigung
des Landes fortsetzen und des Feindes Land angreifen. Der König fügt
hinzu, daß die Mittel erschöpft seien und die Montenegriner für Beistand
mit Geld und Material äußerst dankbar sein würden.
Ansprache des Kaisers an die Ostarmeen.
Ein Hurra für Kaiser Franz Joseph und sein Heer.
Breslau“, 8. Dezember.
Der Chef des Generalstabes der Armeeabteilung Woyrsch übermit-
telt der „Schlesischen Zeitung“ mit der Bitte um Veröffentlichung fol-
gende Ansprache, die der Kaiser am 3. Dezember vor den Abordnungen
der zur Armeeabteilung Woyrsch gehörenden Truppenteile und der öster-
reichisch-ungarischen Truppen gehalten hat:
„Kameraden! Ich habe mir Deputationen der im Osten kämpfenden
Truppen hierher bestellt, weil es mir nicht möglich ist, euch alle vorn in
den Schützengräben begrüßen zu können. Ueberbringt euren vorn kämpfen-
den Kameraden meine herzlichsten Grüße sowie meinen kaiserlichen Dank
und den Dank des Vaterlandes für eure heldenhafte Haltung und Aus-
dauer, die ihr in den letzten drei Monaten der russischen Uebermacht
bewiesen habt. Bei uns zu Haus spricht man mit Recht, daß jeder im
Osten kämpfende Mann ein Held sei. Ihr habt die Ehre, Schulter an-
Schulter mit dem Heere Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph,
meines Freundes und geliebten Vetters, zu kämpfen für eine gerechte
Sache, für die Freiheit, für Existenzberechtigung einer Nation und einen
zukünftigen langen Frieden. Wenn es auch noch lange dauern kann,
wir dürfen dem Feinde keine Ruhe lassen. Wir werden weiter kämpfen
mit Erfolg wie bisher, denn der Himmel ist auf unserer Seite. Mit Gott
werden wir uns einen langen Frieden erkämpfen, denn unsere Nerven