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worden, Deutschland, Oesterreich und Italien auf der einen, Rußland,
Frankreich und wir auf der andern Seite. Die Folgen dieser Politik sind
Argwohn und Kriegsrüstungen. Ihr Ziel ist der Krieg und die Störung
des „Gleichgewichts“. Kommt der Krieg, dann ist er unvermeidlich allge-
mein. Jede Macht hält sich an dem einen oder andern Tauende fest, und
gleitet eine von ihnen aus, so werden ihre Verbündeten mitgeschleppt. Wir
wissen aus praktischer Erfahrung, daß die schlimmste Art von Bundesgenos-
senschaft die Entente ist. Ein Bündnis ist etwas Deutlichumschriebenes.
Jeder ist dabei von seiner Verantwortung durchdrungen. Die Entente, das
„Einvernehmen“, jedoch ist ein Völkerbetrug. Als Herr Asquith und Sir
Edward Grey immer und immer wieder im Unterhause die Versicherung
gaben, daß wir durch unser „Einvernehmen“ keine Verpflichtung auf uns
genommen hätten, da behaupteten sie etwas, das buchstäblich zwar eine
Wahrheit, in Wirklichkeit aber eine Lüge war. Hätten wir ein genau um-
schriebenes Bündnis mit Frankreich und Rußland gehabt, dann wäre der
Unterschied der gewesen, daß wir und alle andern um uns gewußt hätten,
woran wir uns zu halten hätten und inwieweit uns die Hände gebunden
seien, und dann hätte sich höchstwahrscheinlich der Krieg abwenden sassen.
Italien durfte frei bleiben, weil sein Bündnis ihm nur geringe Verpflich-
tungen auflegt. Wir dagegen sind in den Krieg gezerrt worden, weil wir
durch unser „Einvernehmen“ in eine Verwicklung gezogen wurden. Z
Aus der am 3. August von Sir Edward Grey gehaltenen Rede wie auch
aus dem Weißbuch lohnt es sich, zu ermitteln, inwiefern er sich selbst in diese
Maschen des Ententenetzes verfangen hat. Als Einleitung dazu dienten die
Besprechungen zwischen französischen und englischen Sachverständigen von
Heer und Flotte im Jahre 1906. Daraus entsprossen Pläne
für Kriegshandlungen von Heer und Flotte, die Frankreich und
England gemeinschaftlich ausführen sollten. Demgemäß wurde
die französische Nordküste ohne Schutz durch die französische Flotte
gelassen. Als Sir Edward Grey sich bemühte, uns für das
System durch die Behauptung einzunehmen, daß die französische Küste
schutzlos sei, unterließ er, uns mitzuteilen, daß es eben schon abgeredet war,
sie solle unbeschützt bleiben und die französische Flotte habe sich im Mittel-
meer zu sammeln. Diese Besprechungen hatten schon etwa sechs Jahre ge-
dauert, ohne daß das Kabinett darum gewußt oder sie gutgeheißen hatte.
Die militärischen Pläne wurden nach Petersburg gesandt, und ein Groß-
fürst — so behaupten gut unterrichtete Personen —, der mit amtlichen
deutschen Persönlichkeiten in Rußland Beziehungen unterhielt, sandte sie
seinerseits zur Einsicht nach Berlin. Es war Deutschland schon seit Jahren
bekannt, daß wir mit den Franzosen militärische Vereinbarungen hatten,
und daß Rußland sich nach diesen Plänen richtete. Wir hatten uns durch
das französisch-russische Bündnis so stark binden lassen, daß am 3. August
Sir Edward Grey bekennen mußte, obschon unsere Hände fret seien, sei
unsere Ehre verpfändet.
Die Regierung hatte sich die Hände so weit gebunden, daß Sir Edward
Grey jeden Vorschlag, den Deutschland ihm machte, damit wir neutral
blieben, rundweg von der Hand wies. Darum war es ihm, als er im Unter-
haus eine Übersicht der gepflogenen Unterhandlungen gab, unmöglich uns
die ganze Wahrheit zu sagen, oder bei seinen Darlegungen unparteiisch zu
bleiben. Er verspottete die Versicherung Deutschlands mit Bezug auf die
belgische Frage mit der Behauptung, nur der Gebietsbestand und nicht die