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An der Nida herrschte Ruhe; weiter nordwärts schreitet der Angriff
der Verbündeten fort. Vor Przemysl wurden russische Patrouillen in
österreichisch-ungarischen Uniformen festgestellt. Offiziere und Mannschaf-
ten des Feindes, die sich dieser unzulässigen Kriegslist bedienen, haben
auf die Begünstigungen der internationalen Gesetze und Gebräuche im
Kriege keiren Anspruch. #
Die Ruhe auf dem Balkankriegsschauplatz hält an. Oestlich Trebinje
zwang unsere Artillerie die Montenegriner nach mehrstündigem Geschütz-
kampf zum Rückzuge.
Der Stellvertreter des Chefs des. Generalstabes:
v. Hoefer, Feldmarschalleutnant.
Der Bericht des Eeneralstabes.
Amtlich. Großes Hauptaquartier, 31. Dezember.
Westlicher Kriegsschauplatz.
An der Küste war im allgemeinen Ruhe. Der Feind legte sein
Artilleriefeuer auf Westende Bad, zerstörte einen Teil der Häuser, ohne
militärischen Schaden anzurichten. In der von uns gesprengten Alger
Auberge südöstlich Reims wurde eine ganze französische Kompagnie ver-
nichtet. Starke französische Angriffe nördlich des Lagers von Chalons
wurden überall abgewiesen. Im westlichen Teil der Argonnen gewannen
unsere Truppen unter Fortnahme mehrerer hintereinander liegender
Gräben und Gefangennahme von über 250 Franzosen erheblich Boden.
In Gegend Flirey nördlich Toul scheiterten französische Angriffsversuche.
Im Oberelsaß, in Gegend westlich Sennheim, brachen sämtliche An-
griffe der Franzosen in unserem Feuer zusammen. Systematisch schossen
sie Haus für Haus des von uns besetzten Dorfes Steinbach in Trümmer,
unsere Verluste sind aber gering.
Oestlicher Kri.egsschauplata.
Lage in Ostpreußen und in Polen nördlich der Weichsel unverändert.
An und östlich der Bzura dauern die Kämpfe fort. In Gegend Rawa
machte unsere Offensive Fortschritte.
Auf dem Ostufer der Pilica ist die Lage unverändert.
Oberste Heeresleitung. (W2B.)
Der Kampf um unser nationales Leben.
Der Bericht über das Interview, das der Deutsche Kronprinz dem Berliner Vertreter
der United Preß, Karl H. v. Wiegand, gewährte, lautet in der „Newyorker Staatszeitung“
wie folgt:
Herr v. Wiegand kam kurz vor Mitternacht im Hauptquartier der
fünften deutschen Armee im Automobil an und empfing bei Tagesanbruch
den Besuch des Majors Edler von der Planitz, des persönlichen Adju-
tanten des Kronprinzen, der ihm mitteilte, daß Kaiserliche Hoheit ihn
zu sehen wünsche, aber, da er ins Gefecht rücken würde, ihn erst später
am Tage empfangen könne. Später wurde er bei Rückkehr des Kron-
prinzen ihm vorgestellt. Der Kronprinz begrüßte ihn. „Ich freue mich
sehr, Sie hier zu sehen“, sagte er, „und ich hoffe, Sie werden hier vieles